Mit “Warum Kunst?” setzt Ines Agostinelli eine Diskussion in Gang

Kultur / 19.02.2022 • 10:00 Uhr
Mit "Warum Kunst?" setzt Ines Agostinelli eine Diskussion in Gang
Ines Agostinelli leitet das erste Projekt eines neuen Formats der Berufsvereinigung bildender Künstler Vorarlbergs. VN/Paulitsch

“Es ist eine Dringlichkeit da”, heißt es, und die Politik setzt aus.

Bregenz Beim Bund ist man bereits einen Schritt weiter, aber auch beim Land wurde eine Studie zu prekären Arbeitsbedingungen im Kunst- und Kulturbereich in Auftrag gegeben. Die Pandemie mag die Fertigstellung verzögert haben, aus der Verantwortung, sie zu präsentieren und auch Schlüsse daraus zu ziehen, können sich die Politiker und Kulturbeamten aber nicht stehlen. Kunst und Kultur und damit auch Bereiche der Bildung und Weiterbildung erfahren in Vorarlberg nicht den Stellenwert, der dem gebührt, was in die Gesellschaft wirkt, was uns zu Menschen macht, die Reflexion fördert etc. So lassen sich auch die Aussagen einiger Personen zusammenfassen, die auf die Frage “Wozu Kunst?”, die Ines Agostinelli stellte, antworteten.

Statement im Künstlerhaus. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Statement im Künstlerhaus. VN/Paulitsch

Wozu wird aber überhaupt eine Frage derart allgemein formuliert, dass man sich die Reaktionen in etwa ausmalen kann? Geht es nicht vielmehr darum, die Politik an ihre Aufgabe zu erinnern, Kunst zu ermöglichen, das heißt Bedingungen zu schaffen, damit Künstlerinnen und Künstler arbeiten können?

Keine Alternative

Ines Agostinelli (geb. 1978 in Bregenz), auch als Kuratorin und Kunstvermittlerin tätige, ausgebildete Medienkünstlerin, ist Protagonistin eines neuen Formats, das die Berufsvereinigung bildender Künstler Vorarlbergs im Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis in Bregenz nun eingerichtet hat. Im Gespräch mit den VN verteidigt sie die plakativ wirkende Fragestellung mit dem Ergebnis, das sie als Zitaten- und Textsammlung präsentiert. Während sie selbst auch um eine schlüssige Antwort ringt, auf die totale Freiheit im künstlerischen Schaffen verweist, auf die enorme Wissensansammlung, die damit verbunden ist, gleichen sich die Antworten in dem Punkt, in dem Künstlerinnen und Künstler, aber auch Vermittler betonten, keine Alternative gehabt zu haben. “Es ist eine Dringlichkeit da”, so Agostinelli. Wolfgang Häusler, international agierender Galerist, formuliert es so, dass er bei Künstlern – wir sprechen selbstverständlich von den professionell tätigen – eine “Lebensnotwendigkeit”, schöpferisch zu sein, feststellt. Ähnlich empfinden auch jene, die Kunst vermitteln, etwa die Kunsthistorikerin Christa Häusler oder Miriam Prantl, die in beiden Bereichen tätig ist, nämlich als Künstlerin und als jene, die Menschen die Sprache der Kunst begreifbar macht. Abgesehen davon, dass es entscheidend ist, ob Künstler eine Beziehung zum Rezipienten brauchen, um ein Werk als geschaffen zu empfinden. Gottfried Bechtold bringe seine Themen mit Skulpturen auf einem Spitzenniveau auf den Punkt, sie selbst arbeite partizipativ, erklärt Agostinelli. Beiden ist aber gemein, dass sie den Beruf als Berufung sehen. Deshalb ist die Beharrlichkeit ein wesentliches Schlagwort. “Das ist nichts Lustiges, sondern etwas enorm Mühsames.”

Über Marktmechanismen oder die Tatsache, dass Werke von Künstlerinnen niedrigere Preise erzielen als jene von Künstlern, wird im Laufe des neuen Formats sicher noch diskutiert werden. Auch über das Verhältnis zu Investitionen in die Kunst. Stefania Pitscheider Soraperra, Leiterin des Frauenmuseums in Hittisau, erzählte von großartigen Projektvorschlägen ihres Teams. Als es um die schwierige Finanzierung ging, hörte sie vonseiten der Politik lapidar: “Dann macht’s halt weniger.”

„Es ist der einzige Bereich, in dem man 360 Grad aus dem Vollen schöpfen kann.“

Ines Agostinelli, Medienkünstlerin, Kunstvermittlerin

Podiumsgespräch mit Ines Agostinelli, Bettina Steindl und Gottfried Bechtold, Samstag, 19. Februar, 17 Uhr, im Bregenzer Künstlerhaus. Ausstellung bis 6. März.

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