Eine Kindheit im Nordirlandkonflikt

Mit „Belfast“ bringt Kenneth Branagh auch Autobiografisches auf die Leinwand.
Drama Kenneth Branagh war acht Jahre alt, als in seiner Straße die Pflastersteine durch die Fenster flogen. Wo Protestanten und Katholiken bislang in friedlicher Nachbarschaft gelebt hatten, zog ein aggressiver protestantischer Mob durch die Straße und griff die Häuser von Katholiken an. Branagh kauerte mit seiner Mutter und seinem älteren Bruder unter einem Tisch, als die Gewalt vor seinem Elternhaus eskalierte. Nun hat der Regisseur mit „Belfast“ einen sehr persönlichen, aber nicht ausschließlich autobiografischen Film über seine Kindheit während des Nordirlandkonflikts gemacht. Durch die Augen des neunjährigen Buddy (Jude Hill) erzählt das Drama die Geschichte einer protestantischen Familie während dieser Zeit der sogenannten Troubles. Von einem Moment auf den anderen wird Buddys Welt im August 1969 erschüttert, als seine Straße plötzlich Schauplatz der Ausschreitungen wird. Die protestantischen Loyalisten zünden Autos an, attackieren Häuser und zerstören Geschäfte von Katholiken. Die Anwohner errichten eine Sicherheitsmauer, um die Straße zu schützen.
Kein politischer Film
Trotz regelmäßiger Drohungen geht das Leben zunächst wie gewohnt weiter. Doch die Loyalisten erhöhen den Druck. Buddys Vater (gespielt von Jamie Dornan), der nur Pa genannt wird und die meiste Zeit in England arbeitet, sorgt sich um seine Familie und will mit ihnen auswandern, aber seine Frau (Caitriona Balfe), Buddy und dessen älterer Bruder Will (Lewis McAskie) wollen in Belfast bleiben.
Der Wechsel zwischen den dramatischen Szenen und den oft humorvollen Momenten des Familienlebens oder des Schulalltags ist zwar nicht optimal ausbalanciert. Insgesamt wirkt der bis auf wenige pointierte Ausnahmen in Schwarz-Weiß gehaltene Film von Shakespeare-Profi Branagh auch etwas oberflächlich. Doch „Belfast“ ist trotz des klaren Plädoyers für Respekt und ein friedliches Miteinander kein politischer Film, sondern ein Coming-of-Age-Drama.
Und das lebt ohnehin mehr von seiner fantastischen Darstellerriege als von der Story oder der Dramaturgie. Sechsmal war „Belfast“ bei den Golden Globes nominiert, gewann aber nur den Preis für das Drehbuch. Bei den Oscars ist der Film siebenmal nominiert, auch in den wichtigsten Kategorien Bester Film und Beste Regie.
Belfast
Regie Kenneth Branagh
Darsteller Caitriona Balfe, Jamie Dornan, Ciarán Hinds, Judi Dench, Lewis McAskie
Start 24. Februar