Raus aus der patriarchal-hierarchischen Weltordnung

Kultur / 02.03.2022 • 20:36 Uhr
Bella Angora realisierte die Performance „Quadratur des Kreises“. Kunstraum/Kuzmanovic
Bella Angora realisierte die Performance „Quadratur des Kreises“. Kunstraum/Kuzmanovic

Kunstraum beendete das “Heimspiel” starker Frauen mit zwei Performancekünstlerinnen.

Dornbirn Wenn der Kunstraum Dornbirn, dessen Team Thomas Häusle (künstlerischer Leiter) Gerald Matt (Präsident) und Sina Wagner (Vermittlung) zuletzt gute Besucherzahlen vorweisen konnte, in den letzten Wochen nicht überrannt wurde, dann ist das der Pandemie geschuldet. Für Interesse am zeitgenössischen Kunstschaffen zu sorgen, dass man das kann, hat man oft genug bewiesen. Nach dem vor wenigen Tagen das noch im Lockdown eröffnete „Heimspiel“, ein Projekt, das verschiedene Ostschweizer Kantone in Kooperation mit dem Land Vorarlberg stemmten, beendet wurde, baut der polnische Künstler Robert Kusmirowski im Kunstraum eine Installation auf.

Seine Fragen nach der Entstehung geschichtlicher Narrative oder nach echt und fake können durchaus an jene “Heimspiel”-Arbeiten anschließen, die Thomas Häusle für den Ausstellungsteil im Kunstraum wählte, der im Vergleich zu den Präsentationen der ausgewählten Teilnehmerarbeiten in Appenzell oder St. Gallen sehr heterogen wirkte. Mit Werken von Liddy Scheffknecht, Veronika Schubert, Claudia Larcher, Gilgi Guggenheim, Cristina Witzig und Ursula Palla konzentrierte er sich, wie berichtet, auf Künstlerinnen aus der Schweiz und Österreich, die im Bereich Video bereits international reüssieren konnten, Simon Kindle steuerte ein bildhauerisches Werk bei, das die Kuratorenarbeit symbolisierte.

Politisch

Bei nächster Gelegenheit das filmische Dokument jener Performances öffentlich zugänglich zu machen, mit denen zwei Vorarlberger Künstlerinnen das “Heimspiel” beendeten, wäre durchaus angebracht. Beim Auftritt von Ronja Svaneborg war die Zuschauerzahl grundsätzlich begrenzt, bei jenem von Bella Angora kamen so viele wie die ehemalige Montagehalle neben dem der Künstlerin zur Verfügung gestellten Podium fassen konnte. Svaneborg übertrug sich die Rolle der Erzählerin einer Geschichte von Herkunft, Ort und Berufung und fokussierte dabei die Beziehung zwischen Kunstschaffenden und Betrachtern. Dabei lässt sich resümieren, dass sie sich diese – Respekt vorausgesetzt – aktiver wünscht, womit sie einen aufschlussreichen Beitrag zur Vermittlungsarbeit lieferte. Während hier bereits politische Aspekte durchzuhören waren, wird Bella Angora deutlich. Ihre durchchoreografierte Arbeit mit Licht- und Bewegungselementen ist angesichts des schnell abgespielten Textes zwar nicht leicht zu fassen, ein Aufbegehren gegen die patriarchal-hierarchische Weltordnung dürfte aber ebenso hängenbleiben wie das Aufzeigen des Gefangenseins aufgrund von schwer überwindbarer Eitelkeit.

Ronja Svaneborg beim Auftritt im Kunstraum. Todorovic
Ronja Svaneborg beim Auftritt im Kunstraum. Todorovic

Der polnische Künstler Robert Kuśmirowski schafft nun für den Kunstraum Dornbirn ein ortsspezifisches Environment. Die Ausstellung ist vom 25. März bis 29. Mai zu sehen.