Mit Leïla Slimani nachts im Museum

Roman Mit “Dann schlaf auch du” landete die 1981 in Rabat geborene französisch-marokkanische Schriftstellerin Leïla Slimani 2016 einen mit dem Prix Goncourt gekürten Bestseller. Der Mord einer Nanny an den ihr anvertrauten Kindern brachte verborgene Ängste an die Oberfläche. Seither gilt sie als wichtige Stimme nicht nur in literarischen Fragen. “Der Duft der Blumen bei Nacht” blieb eine Marginalie. Das Museum, in dem die Autorin eine Nacht verbringt, ist das Museo Punta della Dogana in Venedig. Im Zentrum wächst Nachtjasmin, den es auch in Marokko gibt. Die Eingeschlossene denkt an ihr Aufwachsen, an das Schicksal ihres Vaters, der in eine Korruptionsaffäre verwickelt war, schuldlos ins Gefängnis kam, dort gebrochen wurde und ein Jahr nach seiner Entlassung starb.
Mit einem Mal weiß man, warum Slimanis Schreiben relevant ist. Weil es schonungslos gegenüber allen und schmerzhaft für sie selbst ist. “Schreiben war für mich der Versuch einer Wiedergutmachung”, hält sie am Morgen im Café gegenüber fest.
“Der Duft der Blumen bei Nacht”, Leïla Slimani, Luchterhand, 160 Seiten.