Ein Abend in strahlendem C-Dur

Das Kammerorchester Arpeggione startete voll Zuversicht in die Konzertsaison.
HOHENEMS Positiver kann man nicht in eine neue Saison starten als das Kammerorchester Arpeggione am Samstag im gut besuchten Rittersaal des Palastes: Intendant Irakli Gogibedaschwili hatte für das Programm ausschließlich Werke in der strahlenden Tonart C-Dur ausgewählt. In einer Zeit, da eine Krise auf die nächste folgt, ist so etwas Balsam für unsere Seelen, wie das die Harfenistin Ulrike Neubacher bei ihrer Programmeinführung formulierte.
Mit dem Motto „Wunderkind“ ist dieser Abend überschrieben, und gemeint ist damit in erster Linie natürlich der große Wolfgang Amadeus Mozart, auch wenn der Frühreife die von ihm diesmal aufgeführten beiden Werke erst mit 26, bzw. 29 Jahren geschrieben hat. So ist auch seine Ouvertüre zur Oper „Die Entführung aus dem Serail“ bereits ein Geniestreich, augenzwinkernd angereichert mit den damals neuen, „türkischen“ Instrumenten wie Trommel, Becken und Triangel. Das klingt scheinbar so leicht und verspielt, ist aber in der Aufführung alles andere als einfach. Das hat Chefdirigent Robert Bokor, der gleich zum Start der Reihe wieder persönlich die Verantwortung übernimmt, als ausgewiesener Mozartkenner seinem diesmal über 30-köpfigen, mit reichlich Bläsern groß besetzten Orchester gut vermitteln können. So entsteht dieses Kleinod auch elegant, fein differenziert und in einem klug abgemischten Mozartklang als verheißungsvolle Visitenkarte.
Eigenartig ist die Begegnung mit dem 57-jährigen italienischen Pianisten Antonio di Cristofano. In seiner Unnahbarkeit erinnert er frappant an seinen großen Landsmann Arturo Benedetti Michelangeli, der im damals neuen Festspielhaus für Furore sorgte. Mit unbewegter Miene spult er den Solopart in Mozarts vermutlich beliebtestem Klavierkonzert Nr. 21 ab, das er offenbar im kleinen Finger hat, hoch virtuos, aber fast mechanisch, ohne menschliche Regungen. Wenigstens die Kadenzen stattet er mit persönlichen Umspielungen der Themen aus, aber auch beim hitbewährten Mittelsatz bleibt er die nötigen Emotionen schuldig, die Mozart hier so verschwenderisch einkomponiert hat. Entsprechend reserviert, wenn auch freundlich reagiert das Publikum, die sonst übliche Solozugabe entfällt.
Traumhaftes Oboensolo
Die Begeisterung entlädt sich dafür über das Arpeggione-Orchester und seinen ihm nach elf Jahren in dieser Funktion so sehr vertrauten Chef Robert Bokor. Die einzige, relativ unbekannt gebliebene Symphonie Nr. 1, wieder in C-Dur, die der Franzose Georges Bizet bereits mit 17 komponiert hat, entpuppt sich als Füllhorn melodiöser Einfälle, früher hätte man von einem „Melodienstrauß“ gesprochen. Das ist Gute-Laune-Musik, auch seine spätere Erfolgsoper „Carmen“ lässt bereits grüßen. In den Ecksätzen gerät das gerne zum musikalischen Wirbelwind, im Andante wird ein traumhaft geblasenes Oboensolo zum großen Ruhepunkt. Das Arpeggione-Orchester wächst hier wieder einmal über sich hinaus, zum kompakten, in allen Registern gut aufgestellten Klangkörper voll Dynamik, Temperament und Intensität.
Nächstes Arpeggione-Konzert: 9. April, 19.30 Uhr, Rittersaal Palast Hohenems – „Meisterwerke“, Dirigent Danilo Coppola (Bach, Pergolesi „Stabat mater“)