Dialog mit Licht und Raum in der Johanniterkirche

Kultur / 15.03.2022 • 21:15 Uhr
Dialog mit Licht und Raum in der Johanniterkirche
Installation „Fadenschein“ von Elke Maier in der Johanniterkirche in Feldkirch.  ursula dünser

Künstlerin Elke Maier hat für die Johanniterkirche in Feldkirch eine Fadeninstallation geschaffen.

Feldkirch Wer den Wiener Stephansdom ab und zu betritt, erinnert sich vielleicht an eine Arbeit von Elke Maier. Vor einigen Jahren tauchte die deutsche Künstlerin (geb. 1965) den sakralen Raum in ein besonderes Licht, das haarfeine Strahlen zu erzeugen schienen. Dabei handelte es sich um eine Fadeninstallation, die Maier in aufwendiger Arbeit jeweils auf die Räume hin ausrichtet. Was damals, entsprechend des liturgischen Kalenders, als Fastenschleiertuch realisiert und rezipiert wurde, setzt sich nun in der Johanniterkirche in Feldkirch fort.

<span class="copyright">Ursula Dünser</span>
Ursula Dünser

Allerdings ist das Werk “Fadenschein”, das unter anderem auch in der Installation für die Kollegiumkirche in Salzburg einen Vorläufer hat, nicht einfach eine Adaption. “Ich habe kein fixes Konzept im Kopf. Ich vermesse den Raum im Gehen. Die Wege geben mir Zeit zum Nachdenken. Nach jedem Faden entscheide ich, wo genau der nächste Faden hinkommt”, erklärte sie für die Dokumentation, die Arno Egger erstellt. Der Kurator der Projekte in der Johanniterkirche hatte eines ihrer Werke im Stift Wilten bei Innsbruck gesehen, ist ihr im Rahmen ihres Aufenthaltes beim SilvrettAtelier im Montafon begegnet und trachtete danach, die mittlerweile in Kärnten lebende Künstlerin, die in München, Wien und Klagenfurt Kunst, Psychologie und Philosophie studiert hatte, für die Johanniterkirche zu engagieren.

Faszinierende Wechselwirkung

“Mit jedem Faden sieht man mehr vom Raum”, erklärte Maier, die sich zwei Wochen lang in Feldkirch aufhielt und das Gebäude mit dem Garn, das sie unter anderen immer wieder von der Decke herabließ, quasi ertastete. Die Fixierung am Boden erfolgte gegebenenfalls mit Steinen, die sie an der Ill gesammelt hatte. Das lässt sich auch als kleiner Verweis auf ihre Arbeit inmitten von Felsen beim erwähnten SilvrettAtelier lesen, grundsätzlich entsteht in diesem einstigen Sakralraum aber wiederum ein Dialog mit dem Licht – in diesem Fall ein besonders starker. Nachdem die Wahrnehmung der Installation vom Tageslichteinfall abhängig ist, ergibt sich eine faszinierende Wechselwirkung. So wie das Garn das Licht verstärkt, neue Perspektiven öffnet, wird die Fantasie der Betrachter aktiviert, die die Fäden mit Geschichten verknüpfen.

Die Installation von Elke Maier in der Johanniterkirche in Feldkirch (Marktgasse) ist bis 18. Juni zu besichtigen, Di bis Sa, 9 bis 16 Uhr: johanniterkirche.at

Die Skulptur wurde Faden für Faden innerhalb von zwei Wochen geschaffen. <span class="copyright">Ursula Dünser</span>
Die Skulptur wurde Faden für Faden innerhalb von zwei Wochen geschaffen. Ursula Dünser