Deshalb gibt es “The Velvet Underground & Nico” am Landestheater

Mit “To all tomorrow’s Parties” fokussiert Niklas Ritter einen Star im Team von Andy Warhol, nämlich Christa Päffgen, alias Nico.
Bregenz Es gibt mehrere Filme, etwa “Nico – Icon” von Susanne Ofteringer und “Nico” von Susanna Nicchiarelli, Bücher, Bilder, Aussagen ihres Sohnes, den sie mit Alain Delon hatte und natürlich die Songs – dem deutschen Regisseur und Autor Niklas Ritter, der nun das Thema Christa Päffgen, alias Nico, auf der Bühne verdichten soll, stellt sich damit eine ziemliche Herausforderung. Die Hits von “The Velvet Underground & Nico” habe er gekannt, er müsse aber zugeben, dass er nicht wusste, dass sie eine Deutsche war. Intendantin Stephanie Gräve, die ihn vor nahezu drei Jahren für “Antoinette Capet, die Österreicherin”, einer Auseinandersetzung mit Königin Marie Antoinette, engagierte, gab den Auftrag. Ritter besorgte sich Material und las Andy Warhols Tagebücher, in dessen Filmen sie mitwirkte und in dessen Factory sie zu den Stars zählte, obwohl auch in den Räumen, in denen Konventionen abgelehnt wurden, althergebrachte Rollenbilder hereinwehten, nach denen Nico mehr Muse als Künstlerin sein sollte.

Was interessiert an einer Biografie von einer Frau, die sich mit auffallend schönem Äußeren als Model und vor allem als eigenwillige Musikerin zwar durchsetzte, sich aber dann derart mit Drogen vollpumpte, dass sei eine Zeitlang die Kontrolle verlor? “Man sucht im Theater immer auch nach den Abgründen, dem Widerspruch und den Schmerz”, erklärt Ritter. Warhol habe die Biografie seiner Stars benutzt, um Kunst zu machen, daraus ergäbe sich in gewisser Weise auch eine Parallele zu heute, wenn das Private über soziale Medien in die Öffentlichkeit getragen wird.

Christa Päffgen, alias Nico (1938-1988), deren Leben und Werk hier in einzelnen Sequenzen erfahrbar wird, wird nicht von einer Schauspielerin dargestellt, sondern von allen. “Dass Schöne ist, dass wir neben nur einem Mann vier Frauen auf der Bühne haben.” Damit ergebe sich auch ein weiblicher Blick auf diese Machos.
Pionierin in der Musik
In den letzten Jahren ihres Lebens kam Nico von den Drogen weg, sie starb aber aufgrund einer nicht rechtzeitig erkannten Hirnblutung nach einem Fahrradsturz auf Ibiza. Der Stücktitel “To all tomorrow’s Parties” wurde von einem ihrer Songs abgeleitet, sie gilt, wenn man es so sagen will, als Mutter des Punk. Leonard Cohen widmete ihr einige Songs, Marianne Faithfull, Patti Smith, aber auch Björk erklärten wie viele weitere von ihr inspiriert worden zu sein. Auch was die Soundexperimente betrifft, war Nico Pionierin. Oliver Rath verantwortet den musikalischen Part der Produktion. Für ihn sei sie eine Heldin, erklärt Niklas Ritter.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.