Musiktipps. Von Fritz Jurmann

KÜNSTLER Miriam Feuersinger, Sopran
ALBUM „Ich bin vergnügt …“ Drei Bach-Kantaten
PRODUKTION CHRISTOPHORUS
Die Bregenzer Sopranistin Miriam Feuersinger ist so etwas wie ein Fixstern am Firmament des Gesanges. In ihrer reichen Diskografie von CDs und DVDs trifft sie immer wieder auf Johann Sebastian Bach, seit Beginn der Karriere das Zentrum ihrer musikalischen Identifikation, dem sie in der Riege barocker Hochkaräter Gesicht und Stimme gibt. Drei jener Bach-Kantaten, die Feuersinger in Vorarlberg zu einer vorzüglichen Konzertreihe hochstilisiert hat, entstehen hier in gläubiger Zuversicht, überirdisch sicheren Koloraturen, getragen vom Basler Capricornus Consort, das sie auch zu einem Echo-Klassik begleitete. Es sind edle Kostbarkeiten des Originalklangs, getragen vom emotionalen Spannungsbogen zwischen dem todesnahen „Ich habe genug“ und dem lebenshungrigen „Ich bin vergnügt in meinem Glücke“. Konzerte mit dem Chor „Vocale Neuburg“ am 23. und 24. April, AMBACH Götzis
KÜNSTLER Ensemble „Musik in der Pforte“
ALBUM Werke von Maria Bach
PRODUKTION cpo/SWR 2
Freudige Erregung herrschte im Herbst 2019 bei der „Pforte“ in Feldkirch, als erstmals das „Wolga-Klavierquintett“ der Wienerin Maria Bach (1896 – 1978) erklang – ein Werk von 1928 voll spätromantisch glühender Melodienseligkeit und klanglichem Reichtum. Die Komponistin zählt zu jenen vergessenen Künstlern, für die es noch in den Zwanzigern als gesellschaftlich unschicklich galt, in die Männerdomäne des Komponierens vorzudringen und die erst später mit ihren Arbeiten anerkannt wurden. Kurator Klaus Christa, der sich stets für komponierende Frauen einsetzt, gelang mit diesem Projekt ein Paukenschlag. Er machte Werke von Maria Bach aus Archivmaterial spielbar und ermöglichte mit der „Pforte“-Besetzung eine wunderbar nachempfundene CD-Wiederentdeckung. Das Album dokumentiert anrührend hohe Kompositionskunst und weibliches Durchsetzungsvermögen. 21./22. April „Pforte“-Konzert 3 Feldkirch
KÜNSTLER Martin Eberle, Trompete, Martin Ptak, Keyboard, Synthesizer
ALBUM Momentum
PRODUKTION col legno
Der Inhalt ist so karg wie das Cover. Dennoch kann man dieser Musik ein gewisses Faszinosum nicht absprechen, die der Dornbirner Jazztrompeter Martin Eberle im Genre der minimalistisch-neoklassizistischen Musik verortet haben möchte. „Momentum“, das erste Album mit seinem Duopartner Martin Ptak, entsprang 2018 beim Projekt „Ganymed Nature“ einer Bildbetrachtung von Bruegels „Der düstere Tag“, die sie in Beziehung zu ihrer Musik setzten. Mit weiterem Material wurde in neun eigenen Stücken dieses Prinzip fortgeführt, das beim Komponieren wie ein Film abläuft, mit Farben und Formen, die die musikalischen Charaktere wesentlich bestimmen. Es sind meist weite, atmosphärische Synthy-Klangflächen, elektronisch verfremdet, aus denen Trompete oder Flügelhorn in Echtsound fetzenartig wie aus dem Nichts herauswachsen, einander zu einer Art Doppelkonzert in spannenden Sounds beflügeln.
KÜNSTLER Sebastian Manz, Klarinette, Herbert Schuch, Klavier
ALBUM Brahms, Schumann, Gade
PRODUKTION BERLIN CLASSICS/EDEL KULTUR
Ende September trafen sich zwei Echo-Preisträger, der Klarinettist Sebastian Manz und der Pianist Herbert Schuch, im Angelika-Kauffmann-Saal Schwarzenberg, mit durchaus heimatlichen Gefühlen. Der Deutsche Manz war hier ab 2018 zwei Jahre als künstlerischer Leiter des jungen Festivals :alpenarte tätig, der aus Rumänien stammende Schuch gab 2015 im Rahmen der Schubertiade einen Klavierabend. Diese Zusammenarbeit der beiden jungen Künstler bedeutet für Manz nach Ausflügen in den Jazzbereich eine Art Rückkehr zum kammermusikalischen Kernrepertoire des Klarinettisten, Schuch hingegen findet nach Beethoven-Reflexionen wieder zur Romantik. Hier verströmen die Beiden an drei groß angelegten Werken von Brahms, Schumann und Gade ein Höchstmaß an Ausdrucksvielfalt, Farbenreichtum und Anpassungsvermögen und erreichen so, dass ihre großartig gereifte Kunst ineinander verschmilzt.


