Vorarlberger Künstlerinnen gewannen paradiesischen Wettbewerb

Kultur / 05.05.2022 • 21:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Maria Jansa in ihrem Paradiesgarten. <span class="copyright">Waeger</span>
Maria Jansa in ihrem Paradiesgarten. Waeger

Uta Belina Waeger und Maria Jansa wurden ausgezeichnet und haben in Berneck eine Installation verwirklicht.

BERNECK, Dornbirn, Fraxern Weich gebettet, unter sattem Blattgrün geborgen, den Frühlingsduft der Lindenblüten inhalierend, im lauen Mailüftchen schaukelnd sanft hin und her gewiegt, Vogelgezwitscher und Bienensummen im Ohr – so entspannt kann man sich das Paradies, zumindest auf Erden, durchaus vorstellen. Dieses Paradies auf Zeit bescheren Uta Belina Waeger und Maria Jansa derzeit dem Bernecker Festival MaiBlüten mit ihrer gemeinsamen Installation „Im dritten Himmel“. Im grenznahen Ostschweizer Weindorf gilt es bis zum 26. Juni acht irdische Paradiesgärten, in denen sich Natur, Kunst und Landschaftsarchitektur verbinden, zu entdecken.

Paradiesapfel als Auszeichnung


Die Installation der beiden Vorarlberger Künstlerinnen ist eines der Projekte des bereits 2019 ausgeschriebenen, coronabedingt zwei Mal verschobenen Wettbewerbs „Das Paradies findet statt!“. Wie gestalterisch unterschiedlich sich die Sehnsucht nach dem verlorenen Ort, die Künstler durch alle Epochen umgetrieben hat, manifestieren kann, beweisen die beteiligten Kunstschaffenden und interdisziplinären Teams auf jeweils 50 Quadratmetern. Für ihr paradiesisches weißes Zimmer mit grünem Dach und schwebendem Himmelbett haben sich Uta Belina Waeger und Maria Jansa einen ganz besonders markanten Ort im alten Dorfkern ausgesucht: den mächtigen, über 100-jährigen denkmalgeschützten Lindenbaum. Allerdings war beiden Künstlerinnen von Anfang an klar, dass sie nicht zu Gärtnerinnen werden, sondern bei ihrer Kernkompetenz, der Kunst, bleiben wollen. Das hat wohl auch die Jury des „Pomo d’Oro“ so gesehen und den jenseits von schöner Blumenpracht und plakativer Bilderzählung angesiedelten, eigenwilligen Entwurf des Vorarlberger Duos entsprechend mit dem ersten Platz und dem eigens für den Wettbewerb geschaffenen goldenen Paradiesapfel ausgezeichnet.

Zum Einsatz kamen nur naturbelassene Materialien. <span class="copyright">Waeger</span>
Zum Einsatz kamen nur naturbelassene Materialien. Waeger



Der nicht siebte, sondern „Dritte Himmel“, benannt nach der Bezeichnung fürs Paradies in der Apokalypse des Moses, ist im Moment noch fast jungfräulich blütenweiß, wird aber als Treffpunkt schon rege genutzt. Das Ensemble unter dem Lindenbaum besteht nämlich aus einer Art Teppich, einer Hängematte für zwei und einem Vorhang aus Schnüren, der etwas Privatsphäre schafft. Dem Nachhaltigkeitsgedanken verpflichtet, kommen naturbelassenes Holz, Naturkordeln und Baumwollschnüre, vor allem aber ungefärbter Baumwollstoff zum Einsatz. Der Stoff wurde zu rund 300 Beuteln vernäht, die nach dem Abbau der Installation gewaschen und beispielsweise als Turnbeutel weiterverwendet werden können. Auch was die Füllung betrifft, die leicht, sich nicht mit Wasser vollsaugend, schnelltrocknend und eben outdoor-tauglich sein sollte, haben sich Waeger/Jansa als findiges Team erwiesen. Bereits benutzte Verpackungsfolien, bei verschiedenen Firmen eingesammelt, wurden zum Füllstoff und sorgen nun für Komfort in der Hängematte und am Boden. Die aufgedruckten Rheintaler Dialektwörter wie „träuma“, „gnüüssa“, „planga“ oder „ruaba“ stimmen auf den himmlischen Sehnsuchtsort ein.

Uta Belina Waeger beim Aufbau der Arbeit. <span class="copyright">Waeger</span>
Uta Belina Waeger beim Aufbau der Arbeit. Waeger



Andere Entwürfe, wie das zweitplatzierte Gartenprojekt „Ursprung“ des Altstättner Vereins Naturziel oder die drittgereihte Installation „Lost Paradise“ von Team OePlan setzen auf die wiederverwertbare Kultivierung von einheimischem Biogemüse und Wildpflanzen oder versperren mittels geschlossener Türen und nichtpassenden Schlüsseln den Eingang zum Paradies. Weitere Projekte versprechen „Kontemplation“ und „Versuchung“, inszenieren „Himmelhöll“ oder befassen sich mit dem in Berneck heimischen Weinbau. Allen Kunstgärten und künstlichen Paradiesen gemeinsam ist, dass sie dem Gebrauch und der Witterung ausgesetzt und somit vergängliche Paradiese auf Zeit sind.

Ausstellung im Engländerbau

Uta Belina Waeger und Maria Jansa haben bereits über diese Zeit hinaus geplant. Die Zusammenarbeit zwischen der Dornbirner Objekt- und Installationskünstlerin und der Fraxner Keramikkünstlerin war für beide so bereichernd und gegenseitig befruchtend, dass mit einer Ausstellung im Kunstraum Engländerbau in Vaduz im kommenden Jahr schon die nächste Kooperation ansteht.  Ariane Grabher

Die Installationen und Projekte der Ausstellung „Das Paradies findet statt!“ sind an verschiedenen Plätzen in Berneck bis zum 26. Juni zu sehen. An den Wochenenden 7. und 8. Mai sowie 4. und 5. Juni finden Sonderveranstaltungen statt: www.dasparadiesfindetstatt.ch

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