Musiktipps. Von Fritz Jurmann
KÜNSTLER NDR Radiophilharmonie, Dirigent Leo McFall
ALBUM Emilie Mayer: Symphonien Nr. 1 und 2
PRODUKTION cpo/jpc
Emilie Mayer? Nie gehört! Das kann sich ändern, denn die aus Mecklenburg stammende deutsche Komponistin (1812 – 1883) gehört in die Reihe jener zu Lebzeiten gern belächelten komponierenden Frauen, denen „Pforte“-Kurator Klaus Christa seit Jahren in einer beispielgebenden Aktion das Terrain für eine späte Wiederentdeckung ihrer Werke in unserer Zeit bereitet. Das SOV springt nun auf den fahrenden Zug auf und präsentiert im letzten Abo-Konzert der Saison die c-Moll-Symphonie Nr. 1 dieser Emilie Mayer, wohl der ersten Frau, die gegen alle Widerstände das Komponieren zum Beruf machte. Am Pult steht der britische Chefdirigent Leo McFall, für den hier „unbestreitbar ein Diamant verborgen ist“. Er kennt das Werk in- und auswendig, hat er es doch zusammen mit Mayers zweiter Symphonie auf dieser CD eingespielt, die bereits 2021 mit einem „Echo Klassik“ ausgezeichnet wurde. SOV-Konzerte 25./26. Juni Feldkirch/Bregenz
KÜNSTLER Mitsuko Uchida, Klavier
ALBUM Beethoven Diabelli-Variationen
PRODUKTION DECCA
Frauen haben seit Beginn auch im künstlerischen Programm der Schubertiade ihren festen Platz. Im Klavierbereich behauptete sich vor etwa 20 Jahren inmitten einer starken Männerriege von Schiff bis Brendel die zierliche Mitsuko Uchida, eine britische Pianistin japanischer Herkunft. Der einstige Glanz der Grande Dame des Klavierspiels ist auch mit 73 Jahren nicht verblasst, sie gibt nach wie vor Konzerte und hat sich nach sechsjähriger Abstinenz nochmals zum Gang ins Plattenstudio entschlossen. Beethovens fordernder Zyklus seiner „Diabelli-Variationen“, auf den ihre Fans lange gewartet haben, lässt Erinnerungen an damals wach werden, an ihre überragende Technik, ihre lyrische Verträumtheit, ihre Pranke, wenn sie die Musik auch mal gegen den Strich bürstet. Alles wie vertraut und doch neu, wie sie nun die 33 stark zerklüfteten Einzelteile abgeklärt zu einem großen Ganzen erhebt, dass einem der Atem stockt.
KÜNSTLER Camille Bertault, Voice, David Helbock, Piano
ALBUM Playground
PRODUKTION ACT
Frauen mischen auch im Jazzbereich kräftig mit, wie etwa Camille Bertault, Frankreichs Rising Star im Jazzgesang. Der aus Koblach stammende David Helbock, einer der aufregendsten Pianisten unserer Zeit, hat sie als erste weibliche Begleitung für sein aktuelles Album an Bord geholt. Scheinbare Diskrepanzen zwischen der impulsiven Camille und dem besonnenen David sind nur der Zunder, der das Feuer der Inspiration zwischen den beiden Ausnahmekönnern des jungen europäischen Jazz in einem steten Miteinander am Lodern hält. Bruchlos vereint der bunte „Spielplatz“ so konträre Bereiche wie Jazz, Latin, Klassik und Chanson mit viel Eigenem von beiden, getragen vor allem von Camille Bertaults Stimmartistik, deren Bezeichnung als Sängerin eindeutig zu kurz greift. Ihre atemberaubenden, oftmals nur gehauchten Vokalisen und Scats schrauben sich an Helbocks einfallsreich verfremdeten Klavierparts in schwindelnde Höhen.
KÜNSTLER Angela Mair, Gesang und Gitarre
ALBUM Coming Home
PRODUKTION mai records
Eine Frau steht auch hinter dieser vierten Neuerscheinung, einem Album mit Instrumentalstücken für Gitarre und Liedern von Angela Mair, 1986 in Bludenz geboren und heute in Wien lebend. Ihre didaktische Absicht, dass ihre stimmungsvollen Gitarrenstücke nicht bloß konsumiert, sondern auch nachgespielt werden sollten, hebt sie deutlich aus der Masse landläufiger Singer/Songwriter heraus. Dazu wurden die Noten in der dänischen Edition Bergmann veröffentlicht. Obwohl Angela Mair ein Hochschulstudium in klassischer Gitarre absolviert und sich vor Ort den Flamenco verinnerlicht hat, achtet sie sehr genau darauf, dass ihre 18 kurzen eigenen Stücke auf diesem Album nichts Lehrhaftes an sich haben, sondern als leicht hingeworfene Stimmungsbilder mit eingängigen Melodien und einfachen Harmonien auch angehenden Gitarristen als Studienliteratur zugänglich sind. Konzert
11. Juni, Feldkirch, Theater am Saumarkt