Die Madonna von Belang

Kultur / 20.05.2022 • 22:34 Uhr
Die Skulptur ist jetzt in Maria Enzersdorf. EVN/Seidler
Die Skulptur ist jetzt in Maria Enzersdorf. EVN/Seidler

Eine starke Geschichte von Gottfried Bechold, seinem Onkel und Zwentendorf.

Bregenz, Maria Enzersdorf Vor etwa hundert Jahren schuf der Bildhauer Albert Bechtold (1885-1965) eine Pietà ungewöhnlichen Ausmaßes. Er zeigte die Schmerzensmutter, ein häufig auftretendes Sujet in der sakralen Kunst, mit dem toten Sohn in aufrechter Haltung. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr dieses in die Moderne weisende Werk eines Künstlers, der in seiner Zeit oftmals noch verkannt wurde, durch eine Arbeit von Gottfried Bechtold (geb. 1947), die er im Jahr 2016 für die Erstpräsentation im Kunstraum Dornbirn realisierte.

Das Werk seines Großonkels Albert hatte den bekannten Vorarlberger Bildhauer und Konzeptkünstler stets fasziniert, seine beiden Metiers in einer Skulptur zum Ausdruck zu bringen, hat ihn speziell gereizt. Zu sehen ist die Pietà auf einem hohen Sockel stehend, auf der Höhe des Herzens wird sie von einer Schiene durchbohrt, einem oftmals wiederkehrenden Objekt in Bechtolds OEuvre, die das Werk somit trägt, aber auch zerstört. Ein christliches Motiv, die Auseinandersetzung mit der klassischen Bildhauerei, mit dem Material wie mit physikalischen Gesetzen bezüglich der Belastbarkeit und Tragfähigkeit wird hier in einer Arbeit „Mitten durchs Herz“ verdichtet. Und zwar ähnlich stark, direkt und einzigartig, wie es Gottfried Bechtold mit seinen Betonporscheskulpturen gelingt, die Geschwindigkeit und Stillstand zugleich thematisieren.

Kunst in Zwentendorf

Die Skulptur wurde nun von der EVN AG für die eigene Sammlung angekauft und anlässlich des 100-Jahrjubiläums des niederösterreichischen Energieunternehmens ausgestellt. Bis Ende Juli ist sie im Sammlungsschauraum in Maria Enzersdorf zu sehen. Später soll diese Madonna von Bedeutung bzw. Belang in jenem Museum eine ständige Bleibe finden, das im nie in Betrieb genommenen Kernkraftwerk in Zwentendorf eingerichtet wird.

„Mein Favorit ist die Turbinenhalle“, sagt Bechtold. Die Verzahnung von Kunst, Technik und Wissenschaft kommt dann dort sowie im Werk im Besonderen zum Ausdruck.

„Es gibt auch zeitliche Bezüge. Das Werk meines Großonkels wurde vor etwa hundert Jahren geschaffen.“

Gottfried Bechtold mit seiner Skulptur „Mitten durchs Herz“ im Jahr 2016 im Kunstraum Dornbirn. lerch
Gottfried Bechtold mit seiner Skulptur „Mitten durchs Herz“ im Jahr 2016 im Kunstraum Dornbirn. lerch

Die Ausstellung in der EVN-Sammlung in Maria Enzersdorf ist bis 29. Juli zu sehen, freitags von 14 bis 18 Uhr und auf Anfrage: evn.sammlung@evn.at