Exemplarisch für das erschütternde Schicksal von Millionen Menschen

Kultur / 22.05.2022 • 20:42 Uhr
„Anne Frank“ ist eine Produktion der Berliner Compagnie Artisanen, die in Hohenems mit dem Rundgang durch das jüdische Viertel ergänzt wurde. böckle
„Anne Frank“ ist eine Produktion der Berliner Compagnie Artisanen, die in Hohenems mit dem Rundgang durch das jüdische Viertel ergänzt wurde. böckle

Theaterstück „Anne Frank“ offenbart die Vielseitigkeit des Festivals Homunculus.

Hohenems Konzentration forderte das Stück „Anne Frank“, das auch für Jugendliche am Samstag beim Festival Homunculus gezeigt wurde. Realisiert wurde es in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems. Einen erläuternden Rundgang durch das jüdische Viertel in Hohenems nutzten vor der Aufführung 70 Personen. Die Berliner Compagnie Artisanen mit Stefan Spitzer und Inga Schmidt betrat einen schmalen Grat zwischen dokumentarischem Theater und dramatischem Puppenspiel. Das in wenig Licht gehaltene Bühnenbild und ein Setzkasten mit acht Figuren symbolisierten die Enge der Hinterhofwohnung, in der das jüdische Mädchen Anne Frank sich mit sieben weiteren Personen vor den Nazis versteckt hielt. Lediglich zwei Puppen, Anne und ihr Vater, kommen zum Einsatz, den Part ihrer zarten Liebe Peter und aller anderen Personen sprechen die Schauspieler nur.

Klang, Licht und Schatten lassen den bedrückenden Alltag der Versteckten erstehen. Immer wieder verlassen die beiden Schauspieler den kleinen Bühnenaufbau, um aus einstigen Judengesetzen sowie den Tagebuchpassagen zu lesen. Der so entstehende Blick auf die Szenerie und ruhige Passagen in dieser dichten Inszenierung fördern die Reflexion.

Aufklärende Nachbesprechung

Das jugendliche Publikum folgte gebannt, selten war es im Löwensaal so still. Mit ihrem letzten Satz „Ich will fortleben, auch nach meinem Tod“ lassen die Artisanen das Publikum betroffen zurück. Um das Gesehene besser einordnen zu können, wurde von den Darstellenden ein Gespräch angeboten. Franks individuelle Geschichte ist eingebettet in die Chronologie des Holocaust. „Es rührt, wenn der Vater als einziger Überlebender erzählt, dass diese Geschichte exemplarisch für Millionen andere steht“, so eine Zuseherin.

Dieselben Puppenspieler boten am Sonntag basierend auf dem Bilderbuch von Peter Schössow mit „Baby Dronte“ eine turbulente Seefahrergeschichte, die zum Lachen brachte und die Vielseitigkeit des Hohenemser Figurentheaterfestivals verdeutlicht. AFP

Das Figurentheaterfestival Homunculus dauert in Hohenems noch bis 28. Mai.