Frech, verblüffend und liebevoll umgesetzt

Festival Homunculus beweist heuer im Besonderen Vielseitigkeit.
HOHENEMS Die Schweizer Puppenspielerin Kathrin Bosshard vom Ensemble Fleisch + Pappe ist ein Multitalent, das nicht nur spielend als One-Woman-Show die Bühne beherrscht, sondern auch singt, tanzt, ihre eigenen Bühnenmeisterin und Puppenbauerin ist. Die mit dem Schweizer Theaterpreis 2020 und weiteren Comedy Awards ausgezeichnete Dozentin für Puppenspielkunst überzeugte bei Homunculus am Donnerstagnachmittag mit dem bezaubernden Stück „Frederick“ über eine Feldmaus. Am Abend verblüffte sie dann in „Schwein, Weib und Gesang“ mit einer skurrilen Geschichte, die durchgängig in Reimen erzählt wurde. Was wie ein Kinderstück beginnt, entwickelt sich zur temporeich gespielten literarisch-philosophischen Suche nach Unterstützung in Liebesfragen.
Kluge Reime für jeden Charakter
Die exzellenten Reime stammen aus der Feder des Schriftstellers Peter Zeindler. Der schüchterne Eber Karl-Heinz, trotz Bauch und Borsten mit gesundem Selbstvertrauen ausgestattet, versucht Frau Sissi Schwein zu freien. Tierischen Rat holt er sich beim singenden Hahn, Kater Psychiater, dem Salon-Pfau oder dem testosterongeführten Pferd Esteban. Erfrischend literarisch, situationskomisch, frech und mit verblüffend und liebevoll umgesetztem Happy End zeigte Fleisch + Pappe die ganze Dimension von Beziehungen auf zwei Mal zwei Metern Löwenbühne. Wer das Stück versäumt hat, kann am Samstagabend um 20 Uhr in Doren (Gemeindesaal) „Schwein, Weib und Gesang“ im „Homunculus-Nachspiel“ erleben.
Gute Bilanz und Aussicht
Mit über 2700 Besucherinnen und Besuchern (die Aufführungen in Doren nicht hinzugerechnet) und einer Auslastung von rund 90 Prozent zeigt sich Geschäftsführer Dieter Heidegger mit dem Festivalverlauf hochzufrieden. Die künstlerische Leiterin Susi Claus freute sich besonders, dass die 2020 wegen Corona entfallenen Inszenierungen wie das preisgekrönte Stück „Error 404“ oder Lutz Grossmanns „Geschichten gegen die Angst“ sowie „Anne Frank“ (Artisanen) heuer gezeigt werden konnten. Die hohe Qualität der heurigen Produktionen, vom Theater Zitadelle bis zu den „Exen“, und der hohe Publikumszuspruch sollten bereits Lust auf das nächste Homunculus-Festival machen, das im kommenden Jahr vom 11. bis 19. Mai unter dem Thema „Reflections“ stattfinden wird. AFP


“Homunculus-Nachspiel” am Samstag, 28. Mai, 20 Uhr, Gemeindesaal Doren mit “Schwein, Weib und Gesang“ des Ensembles Fleisch + Pappe.