So inspirierend kann ein Faltenwurf sein

Galerie Lisi Hämmerle präsentiert Werke von Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf.
Bregenz Während Megainstitutionen wie das Kunsthistorische Museum in Wien allerlei Aktionen im Rahmen des „Pride Month“, des Monats Juni, setzen, der im Zeichen der queeren Bewegung steht, greift eine kleine, aber bedeutende Einrichtung in Vorarlberg das Thema schon lange umfassend auf und präsentiert nun, terminlich wahrscheinlich auch nur zufällig, Arbeiten des Vorarlberger Künstlerinnenduos Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf. Es gibt einige Parallelen zu Werken, die konkret die Diskriminierung von Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben bzw. von Bi- und Transsexuellen thematisieren, in erster Linie hinterfragen Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf aber Geschlechterzuschreibungen. Und das mit großer Kompetenz und Konsequenz.

Es war zu wünschen, dass die Arbeiten der Künstlerinnen, die die Galeristin Lisi Hämmerle im vergangenen Herbst im Rahmen der Kunstmesse Parallel Vienna präsentierte, auch hierzulande zu sehen sind. Nun ist es soweit und wie erwartet erweist sich die Ausstellung mit dem Titel „Hering und Fluse“ in der Bregenzer Anton Schneider Straße auch nicht einfach als Übernahme jener Schau, die in Räumlichkeiten der ehemaligen Semmelweis-Klinik stattfand, wo sich die Parallel Vienna als gelungene Veranstaltung im Wiener Kunstmessendschungel positionieren konnte. Romana Hagyo (geb. 1966 in Wien) und Silke Maier-Gamauf (geb. 1969 in Bludesch) haben an Kunstuniversitäten studiert und mittlerweile eine lange Liste an Ausstellungen im In- und Ausland vorzuweisen. Seit einigen Jahren realisieren sie gemeinsam Projekte und absolvierten einen Stipendienaufenthalt in Litauen. Die dortigen, auch von der Weite einer unbewohnten Uferlandschaft beeinflussten Erfahrungen, haben ihre Auseinandersetzung mit dem Körper und allem was schützenswert is zusätzlich sensibilisiert.
Bregenzerwälder Tracht
So sind ungemein poetische Fotoarbeiten und Installationen entstanden, in denen Gegenstände oder beispielsweise ein Büschel Moos menschlichen Körperteilen gleichgestellt werden. Damit das passieren kann, ist ein intensives Einarbeiten in ästhetische Wirkungen erforderlich, die jegliche Blendungen, mit denen wir in der alltäglichen Bilderflut oft konfrontiert werden, ausklammern. Dazu kommen Installationen, in denen Hagyo und Maier-Gamauf auf die Juppe der Bregenzerwälder Tracht Bezug nehmen und von Faltenwurf zu Faltenwurf die Hinterfragung einer oft viel zu raschen Kategorisierung der Kleidung fordern. Von fabelhaften Wesen zu sprechen, greift zu kurz, wenn textile Skulpturen die Formen von Körpern annehmen. Hier wird die Welt neu bewohnt. Ein inspirierender Gedanke.
Übrigens: Im Titel “Hering und Fluse” liegt auch etwas Ironie. Während der Begriff Fluse sich auf die Verwendung von textilem Material bezieht, ist mit Hering einerseits der Meeresbewohner gemeint, andererseits war Silke Maier-Gamauf in Litauen auch stets damit konfrontiert, dass ihr Vorname in der Landessprache eben die Fischart bezeichnet.

Die Ausstellung in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz (Anton Schneider Straße 4a) ist bis 1. Juli, Mi bis Sa, 15 bis 19 Uhr, geöffnet.

