Kunstkennerin Heidi Goëss-Horten gestorben

Kultur / 12.06.2022 • 21:06 Uhr
Heidi Goëss-Horten mit ihrem Werk von Francis Bacon. APA/Horten Collection
Heidi Goëss-Horten mit ihrem Werk von Francis Bacon. APA/Horten Collection

Museum mit Sammlung der Milliarden­erbin wurde erst jüngst eröffnet.

Wien Über Jahrzehnte hatte sie eine bedeutende Kunstsammlung zusammengetragen, doch erst in den vergangenen Jahren machte Heidi Goëss-Horten diese auch der Öffentlichkeit zugänglich. Anfang Juni wurde in Wien das Privatmuseum „Heidi Horten Collection“ eröffnet. Die Sammlerin und Milliardärin, Witwe des früheren deutschen Kaufhaus-Königs Helmut Horten (1909-1987), ist am Sonntag im Alter von 81 Jahren überraschend gestorben.

Grundstein in der NS-Zeit

Die damalige Sekretärin hatte Helmut Horten 1959 am Wörthersee kennengelernt und wurde seine zweite Frau. Ihr Mann hatte den Grundstein seines Vermögens in der NS-Zeit gelegt, als er von der Enteignung der Juden durch die Nazis profitierte. Anfang 2022 wurde ein von der Witwe in Auftrag gegebenes Gutachten zur Vergangenheit ihres Mannes veröffentlicht. Demnach sei Horten zwar Nutznießer gewesen, als er Kaufhäuser von jüdischen Besitzern übernahm, er habe die damalige „Arisierung“ aber nicht vorangetrieben.

Helmut Horten entwickelte sein Unternehmen zum viertgrößten Warenhauskonzern in der Bundesrepublik. Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre, wurde Horten Milliardär und sparte durch den Umzug in die Schweiz 250 Millionen Mark an Steuern. Nach seinem Tod machte die Österreicherin, die später Karl Anton Goëss heiratete, das Sammeln von Kunst zu ihrer Aufgabe. Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse, Lucian Freud, Francis Bacon, Paul Klee, Gerhard Richter, Damien Hirst und Andy Warhol verschönerten als Wandschmuck ihren Alltag.

Rund 700 Werke

Ihre Privatsammlung umfasst rund 700 Werke, darunter Bilder deutscher Expressionisten, wie Max Pechstein, Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner oder August Macke, Gustav Klimt und Egon Schiele. Einen Ausschnitt der Kollektion zeigte sie erstmals 2018 im Wiener Leopold Museum. Die Sammlung Horten ist verbunden mit einem Auktionscoup 1994 bei Sotheby‘s in London. Darüber hinaus saß sie im Stiftungsrat der 1971 von ihrem Mann gegründeten Horten-Stiftung, die medizinische Einrichtungen und Forschungen unterstützt.