Klimakrise als Konzertmotto

Die Camerata Musica Reno widmet sich einem der drängendsten Themen unserer Zeit.
Bregenz In der vierten Konzertproduktion des Kammerorchesters Camerata Musica Reno widmen sich über 40 angehende Profimusikerinnen und -musiker in Verbindung mit einer Autorenlesung im Theater Kosmos dem Thema Klimawandel. Katharina Rogenhofer und Florian Schlederer beleuchten mit ihren Texten die Musik im Angesicht der Klimakrise. Gegründet wurde das Orchester von Tobias Grabher aus Altach, der zuletzt für sein künstlerisches Engagement vom Richard-Wagner-Verband mit der Verleihung des jährlichen Stipendiums ausgezeichnet wurde.
Inzwischen ist es Ihre vierte Konzertproduktion mit dem neu gegründeten Kammerorchester. Nach welchen Kriterien werden die jungen Musikerinnen und Musiker ausgewählt?
Grabher Das Publikum hat die ersten drei Konzertproduktionen begeistert aufgenommen. Getragen von diesen Erfolgserlebnissen hat sich eine motivierte, exzellente Kernbesetzung in diesem Orchester formiert, die die musikalischen Eckpfeiler bildet. Genannt seien hierbei stellvertretend für die vielen fantastischen aus Vorarlberg stammenden Musiker Xenia Rubin, die mittlerweile Akademistin im Tonkünstler Orchester Niederösterreich ist, David Kessler, der letzte Woche das Probespiel für die Orchesterakademie der Wiener Philharmoniker gewann, Judith Tiefenthaler, die gerade ihr Violinstudium an der Wiener Musikuniversität mit Auszeichnung abschloss, Paul Moosbrugger, der soeben das Probespiel für einen Zeitvertrag bei den Nürnberger Symphonikern gewann, und Johanna Bilgeri, die mit dem Great-Talent-Award der Wiener Musikuniversität ausgezeichnet wurde. Es spricht für die Orchesterarbeit, dass in den bevorstehenden Konzerten nahezu alle Orchestermusiker bereits zuvor in der Camerata mitgewirkt haben.
Das Konzert steht dieses Mal unter dem Thema Klimawandel. Wie wird das Motto konkret umgesetzt?
Grabher Es ist die Pflicht unserer jungen Generation, auf diese Krise hinzuweisen, da wir die Auswirkungen des heutigen Handelns in Zukunft noch viel stärker spüren werden. In den Konzerten stellen wir Musik, die das Verhältnis von Mensch und Natur thematisiert, in den Kontext der Klimakrise. Es werden einige der schönsten Meisterwerke der Musikgeschichte gespielt, die zeigen, welche Naturschätze gerade auf dem Spiel stehen und vor Zerstörung bewahrt werden müssen. „Die Vorstellung des Chaos“ von Joseph Haydn beschreibt, wie zufällig die Schönheit der Welt entstanden ist, Vivaldi erzählt mit barockem Effekt von den Besonderheiten der Jahreszeiten „Sommer“ und „Winter“, Edvard Griegs „Im Herbst“ kann als Ausdruck von Nostalgie und Auftrag zum Aufbruch gleichzeitig gehört werden und Johanna Doderers „Mondsee“ bringt die Ambivalenz von Natur zwischen idyllischem, animierendem und destruktivem Charakter zum Klingen.
Nach welchen Gesichtspunkten haben sie die Solistin Xenia Rubin sowie Katharina Rogenhofer und Florian Schlederer, die als Sprecher fungieren, ausgewählt?
Grabher Xenia Rubin hat sich schon bei unserem Debüt mit Strawinskys „L’Histoire du soldat“ in die Herzen des Publikums gespielt. Mir war klar, dass sie als Solistin prädestiniert für ein Violinkonzert ist. Die Camerata Musica Reno möchte auch jungen, aufstrebenden Solo-Instrumentalisten eine Plattform bieten. Überglücklich bin ich, dass Katharina Rogenhofer und Florian Schlederer dieses Konzert zur symphonischen Klima-Lesung machen. Sie nehmen eines der drängendsten Themen unserer Zeit nicht apokalyptisch in den Fokus, sondern behandeln es mit dem Ausblick auf Lösungswege aus der Klimakrise.
Wie wichtig ist es Ihnen, mit Ihrer Musik auf drängende Themen aufmerksam zu machen?
Grabher Musik hat für mich zwei Facetten: Sie ist formvollendete Kunst und genügt sich selbst auf der einen Seite, auf der anderen Seite steht sie in einem Verhältnis zu den Begebenheiten der materiellen Welt, in der sie entsteht oder gespielt wird. Es ist mir wichtig, diese zwei Gesichtspunkte der Musik zu vermitteln. So kann sie noch mehr ihr ganzes Potenzial entfalten.
Gibt es Ideen für weitere Projekte?
Grabher Im Zentrum der nächsten Produktionen wird Musik von Richard Wagner, Wolfgang Amadeus Mozart und der amerikanischen Moderne rund um Bernstein, Copland und Ives stehen. VN-TAS
„Es ist die Pflicht unserer jungen Generation, auf diese Krise hinzuweisen.“

Jahreszeiten – Klimawende – Wendezeiten: 8. und 9. Juli, jeweils um 19.30 Uhr im Theater Kosmos in Bregenz. www.theaterkosmos.at
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