Etwas zum Wachbleiben

Kultur / 15.07.2022 • 17:36 Uhr

Bettgeschichten sind bei Monika Helfer selbstverständlich klischeefrei.

Erzählungen Wer die Geschichte seiner Familie mit „Die Bagage“ betitelt, der traut sich nicht nur etwas, der versteht mit dem großen Bedeutungsspektrum von Wörtern umzugehen. Entsprechend gerahmt erscheinen sie klischeefrei, lässt ein liebevoller Blick alles Wertende verschwinden. Monika Helfers Trilogie (zu „Die Bagage“ kamen „Vati“ und „Löwenherz“) wurde äußerst positiv rezensiert und war über viele Monate in den Bestsellerlisten. Auch in ihren Romanen gibt die Vorarlberger Schriftstellerin zu erkennen, dass ihr die literarische Kurzform liegt. Wenige Sätze braucht sie nur für greifbare Figuren und Bilder. Was offen bleibt, ist so gewollt.

Unbehagen

Mit „Bettgeschichten und andere“ wurde in der Reihe „Bibliothek des Alltags“ (bahoe books) nun eine Textsammlung herausgebracht. Schon die Titelgeschichte erzeugt ein Gefühl des Unbehagens. Ein Mann, der seine kleine Familie verloren hat, lässt immer wieder ein Kind in sein Hotelzimmer kommen. Um ihm Geschichten zu erzählen. Ein anderer Einsamer gewinnt einen Pagen als bezahlten Zuhörer. Helfer wird aber auch deutlich, schreibt von Abhängigkeit einer Jugendlichen, auch vom Missbrauch, von Arrangements in Beziehungen, fantastischen Begegnungen oder vom Sterben. Es ist schön wie und dass dabei der schmale Grat zwischen ihren Außenseitern hin zu Sonderlingen nie überschritten wird. CD

“Bettgeschichten und andere”, Monika Helfer, bahoe books, 140 Seiten.