Das hörbar tolle Ergebnis einer Schnapsidee

Kultur / 15.08.2022 • 20:10 Uhr
Das Ensemble Kammerfunk der Wiener Symphoniker steht für Qualität und Spaß. BF/Köhler
Das Ensemble Kammerfunk der Wiener Symphoniker steht für Qualität und Spaß. BF/Köhler

Bregenz Ausschnitte aus Werken von Richard Strauss mit jenen von Johann Strauss zu verbinden, ist ein ziemlich verwegenes Unterfangen. Damit das nicht zum reinen Jux verkommt, braucht es einen Musiker, Arrangeur und Komponisten wie Martin Rainer, dessen „Rosenkavalier aus dem Süden“ man weit mehr abgewinnen kann als ein Ratespiel.

Die Frage danach, welche Walzer und welche Ausschnitte aus einer sehr bekannten Oper nun genau Verwendung fanden, wurde obsolet bzw. wandelte sich rasch in Begeisterung angesichts der spannenden Wechsel von Takt und Tonart.

Die Idee, sich zum Ensemble Kammerfunk zu formieren, nahm für den Klarinettisten Rainer, den Geiger Stefan Pöchhacker und den Cellisten Michael Günther schon vor Jahren angeblich unter hohem Promilleeinfluss Gestalt an. Mit dem Akkordeonisten Bodgan Laketic stellte man sich in der Reihe „Ganz persönlich“ im Bregenzer Seestudio dem Festspielpublikum, das an der einstigen Schnapsidee sehr viel Gefallen fand.

Qualität und Spaß

Ein faszinierendes Raunzen der Klarinetten bei den Klezmer-Stücken, erfrischende, nicht weinselige Schrammelmusik, dynamische Jazzklänge bei der Breinschmid-Bearbeitung und ein wahres Teufelsgeigentempo beim kleinen Werk von Grigoras Dinicu: Kammerfunk steht für Qualität und Spaß. Die elegante Interpretation des Liedes „Was du mir bist“ von Erich Wolfgang Korngold wurde durch das Vortragen des Textes und den Verweis auf das Schicksal des einst verfolgten und vertriebenen Wiener Musikgenies noch getoppt. Es war ein inspirierender und ideenreich moderierter Abend in einer kleinen, neuen Konzertreihe der Bregenzer Festspiele, die hoffentlich im Programm bleibt. CD

Die Festspiele dauern noch bis 21. August. Nächste Premiere: „Melencolia“ am 18. August.