Kurztrip nach Schweden mit neuen Klangkomponenten

Anne Sofie von Otter und Kristian Bezuidenhout mit außergewöhnlichem Programm bei der Schubertiade.
Schwarzenberg Heterogene Liederabende zählen zu den geschätzten Konstanten der Schubertiade, deren konstanter Platz im Kulturangebot der Region sich am Montag wiederum bestätigte.
Ein so gut wie voll besetzter, inklusive Empore eng bestuhlter Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg beim Auftritt von Anne Sofie von Otter und Kristian Bezuidenhout hat dokumentiert, dass das Publikum nach den pandemiebedingten Absagen und Reisebehinderungen zum Großteil wieder da ist. Mit Streichquartett-Reihen wie jener des Quatour Modigliani und Künstlern wie etwa Christoph Prégardien, Andrè Schuen, dem Emerson String Quartet, Diana Damrau und Anne Sofie von Otter bekundet Schubertiade-Leiter Gerd Nachbauer, dass er sich vom Versagen der Politik in der Pandemie nicht entmutigen ließ. Während man sich beim Bund wie beim Land auch gegenüber den echten Geldbringern über Monate so unkommunikativ wie nur möglich verhielt, wurden bei der Schubertiade Konzepte für die Zeit danach entwickelt.
Wer das Musiktheaterprojekt „Eine Winterreise“ mit der schwedischen Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter am Theater Basel erlebt hatte, sah ihrem Auftritt in Schwarzenberg mit großen Erwartungen entgegen. Sie haben sich erfüllt. Eine ungezwungene Liederdramaturgie mit den bekanntesten und weniger bekannten von Schubert sowie jenen des schwedischen Fastzeitgenossen Adolf Fredrik Lindblad und dazu der südafrikanische Pianist Kristian Bezuidenhout am Hammerflügel – da waren Klangkomponenten dabei, die das erwähnte Konstante sowie das Neue spannend in Verbindung brachten.
Das Publikum muss es nicht immer gleich vom Hocker reißen, Mozarts Rondo für Klavier, KV 511, eines der Moments musicaux (D 780/2) von Schubert und sein Impromptu (D 899/3) scheinen auf dem Hammerflügel im Grunde allesamt kräftiger gemalt zu sein, wobei Bezuidenhout den melodiös-filigranen Stellen auf das schönste wirken ließ.
Sympathische Bühnenpräsenz
Anne Sofie von Otter überzeugte mit ungemeiner Frische und ihrem einzigartigen dunklen Timbre, mit dem sie die Mignon-Lieder akzentuierte. Kraft, Geschmeidigkeit, Höhe, Temperament und ihre sympathische Bühnenpräsenz bei der Erläuterung der schwedischen Lieder machten den Einblick in das Schaffen Lindblads – etwa mit dem gut gewählten balladenhaften „Bröllopsfärden“ – zum Erlebnis. Mit „Abschied von der Erde“ als zweite Zugabe offenbarte sie dem lange applaudierenden Publikum auch ihre ausgezeichnete Erzählstimme, die bar jeglichen Pathos einnimmt.
Der Schubertiade-Teil in Schwarzenberg dauert noch bis 28. August: schubertiade.at