Winnetou erhitzt weiter die Gemüter

Mehrheit nennt Verkaufsstopp für die Kinderbücher falsch.
Ravnsburg „Der junge Häuptling Winnetou“ sorgt dieser Tage für ordentlich Aufsehen und erhitzte Gemüter. Der Grund: Die Firma Ravensburger hatte entschieden, mehrere Kinderbücher wegen Rassismus-Vorwürfen aus dem Verkauf zu nehmen. Ein Sprecher teilte mit, man habe die Entscheidung sorgfältig abgewogen. Bei den genannten Winnetou-Titeln sei man nach Abwägung verschiedener Argumente zu der Überzeugung gelangt, dass angesichts der geschichtlichen Wirklichkeit, der Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, hier ein „romantisierendes Bild mit vielen Klischees“ gezeichnet werde. Die Kritik hatte sich zunächst an der gleichnamigen Verfilmung entbrannt, weil der Film rassistische Vorurteile bediene und eine kolonialistische Erzählweise nutze. Der Direktor des Karl May Museums in Radebeul, Robin Leipold, hält die Debatte für überzogen. Karl May habe sich seinerzeit klar gegen den Kolonialismus in der wilhelminischen Kaiserzeit gestellt und sich für den Frieden eingesetzt.
Repräsentative Umfrage
Gut zwei Drittel der deutschen Bürger halten es für falsch, dass der Verlag die Bücher zurückgezogen hat. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov fanden es lediglich 13 Prozent richtig, dass der Verkauf gestoppt wurde. 68 Prozent nannten dies falsch, 18 Prozent machten keine Angabe. In Österreich nannte die IG Autorinnen Autoren die Ravensburger-Entscheidung “eine selbstbezichtigende Betroffenheitspose, die in der Selbstzensur endet” und “die Medien- und Kunstfreiheit auf eine skandalöse Weise” entwerte: “Mit der Freiheit der Publizistik ist es bei solchen Rückzügen von Buchprojekten jedenfalls vorbei und mit der Freiheit der Kunst ebenfalls.”