Neue Sichtweisen auf aktuelle Debatten

Marie Luise Knott erhält den mit 25.000 Euro dotierten Preis.
Marie Luise Knott erhält “Tractatus”-Preis des Philosophicum Lech.
lech Die deutsche Autorin, Kritikerin und Übersetzerin Marie Luise Knott wird in diesem Jahr mit dem Essay-Preis “Tractatus” des Philosophicum Lech ausgezeichnet. Sie erhält den mit 25.000 Euro dotierten Preis exemplarisch für ihr Werk “370 Riverside Drive, 730 Riverside Drive. Hannah Arendt und Ralph Ellison”, informierte das Philosophicum am Dienstag. Knotts Werk werfe neue Sichtweisen auf brandaktuelle Debatten um Rassismus und Identitätspolitik, hieß es. Die 69-jährige Knott setzt in ihrem Buch die Gedankenwelt der deutsch-jüdisch-amerikanischen Philosophin Hannah Arendt sowie des afroamerikanischen Schriftstellers Ralph Ellison vor dem historischen Hintergrund in Relation. Als Ausgangspunkt für ihren ideengeschichtlichen Essay nimmt Knott einen tatsächlich von Arendt an Ellison geschriebenen Brief, in dem sie sich entschuldigt. Arendt hatte 1959 einen Aufsatz veröffentlicht, in dem sie zu den Ereignissen in Little Rock im Jahre 1957 Stellung nahm. Damals musste die Nationalgarde einschreiten, als Protestierende höchst aggressiv schwarze Jugendliche am Schulbesuch hindern wollten. Ellison quittierte Ausführungen Arendts mit scharfer Replik. “Sie haben völlig Recht”, gestand Arendt in ihrem Brief ein. Sie habe die Komplexität der Lage nicht verstanden.
Mit ihrem Buch setzte sich Knott gegen die sechs anderen Nominierten durch – gegen Thomas Macho, Christian Bermes, Eduard Kaeser, Barbara Schmitz, Peter Sloterdijk und Natan Sznaider. Die 69-Jährige ist die 14. “Tractatus”-Preisträgerin. Überreicht wird der Preis im Rahmen des Philosophicum Lech, das sich in seiner 25. Auflage von 20. bis 25. September mit dem Thema “Der Hass. Anatomie eines elementaren Gefühls” auseinandersetzt.