Musiktipps. Von Fritz Jurmann zur Schubertiade Hohenems

KÜNSTLER Fatma Said, Sopran
ALBUM Kaleidoscope
PRODUKTION Warner Classics
Es ist schon ein gewaltiger Sprung von Massenets französischer Oper „Manon“ über „Wiener Blut“ von Johann Strauß auf Deutsch bis zu Astor Piazzollas spanischem „Oblivion“ und Berlins „Cheek to Cheek“ auf Englisch, von der Arie zum Schlager und Chanson. Alles kein Problem für die 1991 in Kairo geborene Fatma Said: Sie lässt auf ihrem topaktuellen Album die 20 Stücke einfach wie ein Kaleidoskop ineinanderfließen. Ausgebildet wurde ihr aufregender Sopran in Berlin, als einzige ägyptische Sängerin ist sie bisher am Opernstudio der Mailänder Scala aufgetreten. Dabei sieht sie auch noch aus wie eine Prinzessin aus „Tausendundeiner Nacht“. Kein Wunder, dass sie mit solch optischen und stimmlichen Vorzügen längst die Opernbühnen der Welt eroberte. Auch die Schubertiade hat Fatma Said inzwischen ins Herz geschlossen und gastiert mit Mozart, Schubert und Mahler bereits zum dritten Mal hier. Konzert 1. Oktober, 20 Uhr.
KÜNSTLER Fazil Say, Klavier, Komposition
ALBUM Troy Sonata
PRODUKTION Warner Classics
Der 52-jährige türkische Pianist Fazil Say ist einer der genialsten Musiker unserer Zeit, gleichzeitig aber auch wegen seiner Aussagen als Bürgerrechtsaktivist nicht unumstritten. Als Künstler ist er eine schillernde Figur, die in ihrer Vielfalt und ungeschminkten Direktheit zwischen Stilen und Ansichten oft nicht einzuordnen ist. Mit Klassik reist er als gefeierter Solist durch die Lande, seine besondere Liebe als markante Komponistenpersönlichkeit des 21. Jahrhunderts aber gehört dem eigenen Schaffen.
Als Kontrast zu seinem Programm später Schubertsonaten in Hohenems vermittelt diese Aufnahme einen ungeschönten Blick in Says eigene faszinierend freizügige Klangwelt. Die 40-minütige „Troja-Sonate“ ist eines seiner gewaltigsten Werke, deren Uraufführung 2018 vor Zehntausenden von Zuhörern am Standort der historischen Stadt zum Triumph wurde. Konzerte 2. Oktober,
16 Uhr (Solo), 3. Oktober, 20 Uhr (Minetti Quartett).
KÜNSTLER Sophie Rennert, Graham Johnson,
ALBUM The Songs of Brahms, Vol. 10
PRODUKTION hyperion
Mit ihren stimmlichen Vorzügen, der unbekümmerten Jugendlichkeit und dem breiten Repertoire hat die österreichische Mezzosopranistin Sophie Rennert seit 2015 die Spitzengruppe der Liedgestalter bei der Schubertiade erobert. Inzwischen wurde ihr auch die zehnte und letzte Folge der Liedreihe „The Songs of Brahms“ bei hyperion anvertraut und damit eine Aufgabe, der sie sich mit großer Sorgfalt und Umsicht, in innerer Bewegtheit und äußerer Dramatik in der Ausdeutung des umfangreichen Textes entledigte. Das Temperament der „Zigeunerlieder“ liegt ihr dabei ebenso wie die Schlichtheit der „Deutschen Volkslieder“. Ihr legendärer Klavierpartner Graham Johnson war auch der umsichtige wissenschaftliche Begleiter dieser Reihe mit jeweils einem anderen Gesangspartner bei jedem Album. Auch hier hat Johnson jedem einzelnen der 30 Lieder eine wissenschaftlich fundierte Einführung beigestellt. Konzert 3. Oktober, 20 Uhr.
KÜNSTLER Schumann Quartett
ALBUM Fragment – Schubert Streichquartette
PRODUKTION BERLIN Classics / EDEL-KULTUR
Das 2007 gegründete deutsche Quartett der Brüder Schumann debütierte 2013 bei der Schubertiade und hat sich seitdem sehr intensiv mit Stil, Ausdruck und Persönlichkeit Franz Schuberts auseinandergesetzt. Das kommt auch im jüngsten Album zum Ausdruck, in dem der berühmte einzelne Quartettsatz c-Moll von 1820 in seiner Ausweglosigkeit eingebettet wird in zwei vollendete Werke dieser Gattung und dabei gerade durch das melodienselige „Rosamunde“-Quartett einen Funken Hoffnung und etwas Licht erhält. Ken Schumann, der zweite Geiger, hat Schuberts damalige Befindlichkeit in Relation zu unserer Zeit gesetzt und Parallelen von erschreckender Aktualität gefunden: „Man muss mit ansehen, wie die Welt so langsam verrückt wird. Da hat man immer diese Sehnsucht nach einer besseren Welt. All diese Hoffnungen, Wünsche, Träume stecken bei Schubert in jeder Note. Und das spüren wir.“ Konzert 9. Oktober, 11 Uhr, mit Jörg Widmann.


