Hollywoodfilm über den Weinstein-Skandal

Kultur / 07.12.2022 • 17:20 Uhr
Megan und Jodi versuchen, einen Berg an Geheimhaltungsvereinbarungen zu überwinden. ap
Megan und Jodi versuchen, einen Berg an Geheimhaltungsvereinbarungen zu überwinden. ap

“She Said” erzählt von Frauen, die jahrzehntelang ungehört blieben.

Drama Es war nur eine Frage der Zeit, bis Harvey Weinstein einen Hollywoodfilm bekommen würde, aber eigentlich geht es in Maria Schraders Drama „She Said“ gar nicht um den Schurken der Geschichte, sondern die Frauen, die jahrzehntelang ungehört blieben. Nachdem das MeToo-Drama bei seiner Weltpremiere in New York gefeiert wurde, kommt es nun in die heimischen Kinos. „She Said“ beginnt nicht in New York City, sondern in Irland im Jahr 1992, wo eine junge Laura Madden in ein Filmset von Miramax stolpert und einen Job bei der Firma annimmt. In der nächsten Szene sehen wir sie tränenüberströmt durch die Straßen laufend. Sie wird später eine der ersten sein, die über ihre Erfahrungen mit Weinstein spricht, was zu einer der bewegendsten Szenen im Film führt.

Journalismusthriller

Aber im Grunde ist „She Said“ ein hart gesottener, sehr sachlicher, potenter Zeitungsfilm mit Journalistinnen, die sehr viel telefonieren und Papierkram zu erledigen haben, wenn sie sich nicht zu Hause um ihre Kinder kümmern. In Form eines klassischen Journalismusthrillers wie Tom McCarthys preisgekröntes Drama „Spotlight“ (2015) folgt „She Said“ den beiden mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Redakteurinnen Jodi Kantor und Megan Twohey, auf deren gleichnamigem Buch das Drama auch basiert.

Ein Artikel der beiden in der New York Times deckte Harvey Weinsteins über Jahrzehnte praktizierten sexuellen Missbrauch im Jahr 2017 auf. Heute wissen wir alle, wie die Geschichte endet. Weinstein landete im Gefängnis, nachdem er 2020 in New York zu einer 23-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, und die MeToo-Bewegung wurde ins Leben gerufen. Ein Großteil von „She Said“, geschrieben von Rebecca Lenkiewicz und unter Regie der deutschen Filmemacherin Maria Schrader, besteht aus Gesprächen, in denen Megan Twohey (Cary Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan) versuchen, einen Berg an Geheimhaltungsvereinbarungen zu überwinden, um Weinsteins Opfer dazu zu bringen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die Erinnerungen der ehemaligen Assistentinnen Zelda Perkins (Samantha Morton) und Rowena Chiu (Angela Yeoh) und einer erwachsenen Lauren Madden (Jennifer Ehle) sind alle ein Schlag in die Magengrube. Auch die Geschichten von Weinsteins berühmteren Opfern werden miteinbezogen.

Wer den Medienberichten damals gefolgt ist, für den wird sich dieser Film vielleicht wie ein grausames Déjà-vu anfühlen. Man kennt vieles aus der damaligen Berichterstattung, aber wir wussten vielleicht bisher nicht, wie viel Mut und Herzblut in diese Geschichte geflossen ist, und die Hauptdarstellerinnen tun das Gleiche.

She Said

Regie Maria Schrader

Darsteller Carey Mulligan, Zoe Kazan, Patricia Clarkson, Andre Braugher, Jennifer Ehle

Start 8. Dezember