„La Bohème“ in Norwegen

Wundervolle Ensembleleistung im Zürcher Opernhaus.
ZÜRICH Die Zürcher Wiederaufführung der „La Bohème“, Premiere war im Jahr 2015, handelt nicht wie sonst üblich im kalten Paris, Regisseur Ole Anders Tandberg übersiedelt die tragische Geschichte nach Norwegen. In Zeiten des Klimawandels durchaus nachvollziehbar, lange Kältephasen wie es die Protagonisten der Oper durchleiden müssen, sind in Mitteleuropa mittlerweile rar geworden.
Warum sie jedoch ein Theaterstück aufführen, erschließt sich aus der Inszenierung nicht und auch auf den sinnlosen Klamauk, der meist zu Beginn der einzelnen Bilder unvermittelt einsetzt, könnte verzichtet werden. Dies alles verzeiht man aber dem Regisseur, wenn er so wunderschöne Bilder wie auf die Zürcher Bühne zaubert, voller Kitsch, doch traumhaft mit der großartigen Musik Puccinis harmonierend.
Olga Kulchynska ist eine unfassbar gute Mimì. Ihre weiche, bei den richtigen Stellen zurückgenommene Stimme, gepaart mit der dramatischen Eindringlichkeit, verschafft Gänsehaut. Rodolfo Kang Wang singt großartig: Der chinesische Tenor überzeugt zudem nicht nur stimmlich, sondern auch als Darsteller. Die Mexikanerin Rebeca Olvera als kokette, frech flirtende „Musetta“, Konstantin Shushakov ist stimmlich perfekt als Marcello, Yannick Debus als Schaunard und Stanislav Vorobyov als Colline runden das tolle Ensemble ab. Als am Schluss Mimì zu den herzzerreißenden Melodien leise und ohne große Geste stirbt und der Vorhang fällt, gibt es viel Applaus für alle Beteiligten. Vollkommen zu recht auch für den hervorragenden Dirigenten Kirill Karabits, der die fulminant aufspielende Philharmonia Zürich und den hervorragenden Chor zu Höchstleistungen bringt.
Erlend Birkeland, der für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet und Franck Evin (Licht) gelingt es ebenfalls, das Publikum zu verzaubern. VN-AMA
Weitere Aufführungen: Sonntag, 18. Dezember, 14 Uhr; Donnerstag, 22. Dezember 19 Uhr; Mittwoch, 28 Dezember, 19 Uhr
Opernhaus Zürich