Kulturbudget bleibt weiterhin umstritten

VP-Kultursprecher Christoph Thoma kontert Kritikern.
Bregenz Geschäftsführerin Mirjam Steinbock sieht die Vorarlberger Kulturszene vor „unüberwindbaren Hindernissen“, zu den Leidtragenden gehöre vor allem der autonome Bereich. So werde das Kulturbudget nicht valorisiert, was angesichts der hohen Inflation gezwungenermaßen Streichungen von Gehältern und Honoraren bedeute. „Da nützt es auch nichts, Programme zu kürzen, wie zynisch von der ÖVP vorgeschlagen wird, denn damit sind Einrichtungen gezwungen, auf die Anstellung von Kunst- und Kulturakteuren verzichten zu müssen“, erklärt sie. Zudem fehle das Einsehen, sich in einem bundesweiten Fair-Pay-Prozess auch mit den Städten und Kommunen auseinanderzusetzen. Zwar stehe man im Austausch mit der Landesregierung, dort stoße man aber auf „eine Mauer des Schweigens“, was den Wunsch nach einer gemeinsam erarbeiteten, transparenten Strategie angehe.
„Verhöhnung der Kulturszene“
Auch die Grünen sind unglücklich mit dem Kulturbudget, Bernie Weber kritisierte bei der Debatte im Landtag: „Das ist eine Verhöhnung der Kulturszene. Eine Ausstellung weniger im Vorarlberg Museum ist einfach weniger und nicht mehr. Und wenn sich dann Einrichtungen über ihre Mitarbeiter und über den Betriebsstand einfach Gedanken machen müssen und sich nicht sicher sind, ob sie das so weiterführen können, dann ist das auch weniger und nicht mehr“. Sabine Scheffknecht von den Neos schlug in dieselbe Kerbe: „Weniger ist bei diesem Kulturbudget einfach weniger. Wie sollen die Künstler aktiviert werden, wenn ihnen seit Jahren über das Budget ausgerichtet wird, ihr macht großartige Arbeit, aber anständig bezahlt werdet ihr nicht“. Zudem vermisse sie eine Strategie, wie es mit der Vorarlberger Kulturpolitik weitergehen solle. Dies bemängelt auch Steinbock von der IG Kultur, es gebe keine konsequente Datenerhebung, eine transparente Strategie fehle. „Stattdessen werden Vereinbarungen mit Kultureinrichtungen in Einzelgesprächen getroffen, das fördert vor allem das Machtgefälle“. Kulturschaffende seien damit ungerechterweise vom Goodwill der Kulturabteilung abhängig.
„Gerade in Zeiten von Krise und großer Verunsicherung braucht es den Austausch auf Augenhöhe und das Wissen von vielen Menschen, um dorthin zu schauen, wo es Probleme und Potenziale gibt“, reflektiert VP-Kultursprecher Christoph Thoma das Kulturbudget 2023 des Landes. Es sei unerlässlich, sich kritischen Fragen zu stellen und Lösungswege zu entwickeln. „So wie es mit dem Theater Kosmos oder beispielsweise dem Symphonieorchester Vorarlberg mit Blick auf Fair Pay bereits gelungen ist“, ergänzt Thoma. „Wenn die Neos im Landtag eine Kulturstrategie fordern, dann kann nur gesagt werden, dass 2016 eine Kulturstrategie fürs Land beschlossen wurde, welche im Jahr 2023 auf den Erkenntnissen der Kulturenquete überarbeitet werden wird“, so Thoma. Kulturpolitische Instrumente des Landes Vorarlberg sind derzeit das Kunst- und Kulturfördergesetz, die Kulturstrategie des Landes sowie jene in den Städten und Regionen, wie das Kulturleitbild von Dornbirn und die Kulturstrategie Bregenz. Feldkirch und Hohenems werden eine erarbeiten, ähnliches gilt beispielsweise für die Blumenegg-Gemeinden. „Es bedarf aber nicht nur finanzieller Förderung, es braucht auch ein Zusammenwirken der kulturellen Infrastruktur, eine konsequente Dialogkultur sowie eine Stärkung des ehrenamtlichen Kulturschaffens“, so Thoma weiters.
„Kritisch reflektieren“
Thoma sieht Einsparungspotenzial mithilfe von Kooperationen. „Wie können wir beispielsweise die Technik des Festspielhauses mit jener des Vorarlberger Landestheaters viel enger aneinander bringen? Wie kann ein Landestheater vermehrt auf Zusammenarbeit mit den Stadttheatern in Konstanz, St. Gallen und dem Landestheater Memmingen setzen, aber auch mit dem Theater Kosmos, dem Ensemble UNPOP oder dem Walk-Tanztheater den Gastspielbetrieb im Land und in der Bodenseeregion mit kleinen Produktionen weiter ausbauen? Ich werde in meiner Rolle als aktiver und präsenter Kulturpolitiker weiterhin kritisch reflektieren, das ganze Jahr über, nicht nur bei der Budgetdebatte vor Weihnachten, das entspricht nicht meinem politischen Selbstverständnis“, hält Thoma fest.
„Es werden Vereinbarungen mit Kultureinrichtungen in Einzelgesprächen getroffen.“