Papierkunst als vielseitiges Medium

Sehenswerte Ausstellung von Wilhelm Schramm in der Galerie Kukuphi in Bludenz.
BLUDENZ Sigi Fritsche, Inhaberin der Bludenzer Galerie Kukuphi (Kunst-Kultur-Philosophie), hat es sich seit der Eröffnung vor drei Jahren zum erklärten Ziel gesetzt, Künstler aus der Region zu präsentieren: „Ich finde es unglaublich, wie viele Kunstschaffende es hier im Oberland gibt. Jeder einzelne Künstler hat einen höchst individuellen Zugang zu den jeweiligen Werken. Mir war vor der Gründung der Galerie überhaupt nicht bewusst, welch kreatives Potenzial vorhanden ist.“ Die Galeristin legt Wert darauf, neben renommierten auch weniger bekannten Künstlern ein Podium zu bieten. Das neue Jahr beginnt mit einem ganz besonderen Künstler, nämlich Wilhelm Schramm. Er lebt seit 45 Jahren in Bludenz und hat bereits unter anderem in Deutschland, in den Niederlanden, in Belgien und in China ausgestellt. Seine künstlerischen Arbeitsfelder bewegen sich zwischen Malerei, Grafik, Papierobjekten und Künstlerbüchern.
Grundmaterial Papier
Wilhelm Schramm wurde 1952 in Itzgrund in Deutschland geboren. Nach einem Studium für Textil-Design in Coburg und in Münchberg war er in diesem Metier langjährig tätig. Das Grundmaterial Papier übte schon immer eine Faszination auf ihn aus. So gründete er im Jahr 1989 gemeinsam mit dem Druckereibesitzer Bertram Frei einen eigenen Verlag in Bludenz, die ‚Freipresse‘. „Wir haben Bücher und Grafiken in den traditionellen Techniken produziert. Es sind handgemachte Bücher, in denen sich Grafik und Lyrik vereinen. Uns ist die ästhetische Aufmachung unserer Bücher ganz wichtig, wir wollen uns mit der teilweise recht aufwendigen Gestaltung ganz bewusst von anderen abgrenzen. Nachdem ich viele Jahre als Textil-Designer tätig war, habe ich mich nach dem Verlassen des Textilen im Zuge meiner Pensionierung ganz auf das Medium Papier konzentriert.“
Faltbar gefertigtes Flaggenbuch
Zur Papierkunst kam er, wie er selbst bescheiden zum Ausdruck bringt, durch Glück. Ausgangspunkt war die Teilnahme an der Papier-Triennale Global Paper 3 vor sieben Jahren: „Auf die Ausschreibung erfolgten rund 900 Bewerbungen, sechzig wurden angenommen – und ich war dabei.“ Eingereicht hatte er ein faltbar gefertigtes Flaggenbuch. Die Resonanz auf sein ausgestelltes Werk war ausgezeichnet. Daraufhin wurden seine Exponate unter anderem vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, dem Klingspor Museum in Offenbach, der Bibliotheca Alexandrina in Ägypten oder auch China Printmaking Museum in Shenzhen, China, angekauft.
Arbeiten entstehen im Keller
Im Kukuphi sind Leporellos, Pop-ups, Flaggenbücher und eigenständige 3D-Papierobjekte zu sehen. Seine Werke entstehen in einem 20 Quadratmeter großen Kellerraum: „Ich arbeite immer an mehreren Projekten gleichzeitig. Die Techniken bleiben immer dieselben, aber die Anwendung und Ausarbeitung differieren. Meine Ideen entstehen während des Arbeitens an einem Objekt. Ich experimentiere bei der Umsetzung meiner Ideen herum, dadurch erschließen sich mir immer weitere Möglichkeiten des Gestaltens. Ich erkenne mittlerweile sehr rasch, ob eine Ausarbeitung passt oder nicht. Nicht jedes Werk gelingt auf Anhieb.“ Jedes verwendete Papier wird von ihm selbst gedruckt und die jeweiligen Farben sorgsam ausgewählt, seine Grafiken zeigen einen eigenwilligen Charakter.
Kreativität und Kunst
Das Ganze fügt sich dann zu einem harmonischen Ganzen, wie dies auch in der Ausstellung in der Galerie Kukuphi ersichtlich ist. Kreativität und Kunst sind für Wilhelm Schramm ein ganz wesentlicher Teil seines Lebens, die Papierkunst nimmt dabei einen besonderen Stellenwert ein: „Papier ist das bislang vielseitigste Medium, das ich bearbeitet habe. Es lässt sich schneiden, kleben, bearbeiten, wiederverarbeiten oder auch als Collagen gestalten.“ BI
Die aktuelle Ausstellung ist bis 18. Februar in der Galerie Kukuphi in Bludenz zu sehen.