Musikalische Opulenz am Arlberg

Kultur / 02.02.2023 • 17:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Das diesjährige Lech Classic Festival findet noch im Sportpark statt, ab 2024 steht der neue Konzertsaal in der Arlberggemeinde zur Verfügung. <span class="copyright">LCF/Hurnaus</span>
Das diesjährige Lech Classic Festival findet noch im Sportpark statt, ab 2024 steht der neue Konzertsaal in der Arlberggemeinde zur Verfügung. LCF/Hurnaus

Lech Classic Festival bietet vor der Übersiedlung in den neuen Konzertsaal ein umfangreiches Programm.

Lech „Ich hatte gleich das Gefühl, dass mir Richard Strauss liegt, ich liebe diese Bögen“, hat Camilla Nylund einmal in einem Gespräch mit den VN bekundet. Gleich nach dem Studium in Salzburg wurden der Sopranistin aus Finnland Strauss-Rollen angeboten. Große Partien wie die Salome oder die Feldmarschallin hatte sie bald im Repertoire, zu dem mittlerweile auch Opern von Richard Wagner zählen. In der „Walküre“-Inszenierung von Andreas Homoki in Zürich debütierte sie im vergangenen Herbst als Brünnhilde, in der Wiener Staatsoper übernimmt sie demnächst die Elsa im „Lohengrin“. Beim diesjährigen Lech Classic Festival widmet sich Camilla Nylund einer essenziellen Komposition von Strauss. Die „Vier letzten Lieder“ stehen bereits beim ersten Konzert am 31. Juli auf dem Programm.

Das Festivalorchester mit Tetsuro Ban. <span class="copyright">LCF/Hurnaus</span>
Das Festivalorchester mit Tetsuro Ban. LCF/Hurnaus

Marlies und Franz Wagner, die Veranstalter des Festivals und inhaltlich verantwortlichen Musikexperten, reizen im elften Jahr der Reihe die Möglichkeiten aus, die sie etwa mit der intensiven Zusammenarbeit mit renommierten Solisten und der Gründung eines Orchesters geschaffen haben, als dessen Konzertmeisterin heuer Kristina Suklar vom RSO Wien gewonnen werden konnte. Vielleicht lässt sich in der inspirierenden alpinen Landschaft das Adagietto aus der fünften Sinfonie von Mahler, mit dem der Dirigent Tetsuro Ban die einwöchige Präsenz in Lech eröffnet, in der Tat intensiver erleben, eine gute Einstimmung auf die komplexe Thematik in den „Vier letzten Liedern“ ist das allemal. 

Erwartungen geschürt

Opulenz, mit der Erwartungen geschürt werden, haben sich die Veranstalter vorgenommen. Im nächsten Jahr steht der Konzertsaal im neuen Gemeindezentrum zur Verfügung. Nach der jüngsten Begehung des Hauses zeigte sich Marlies Wagner jedenfalls bereits begeistert von der Architektur.

Die ersten Jahre fand das Festival in der Kirche in Lech statt. <span class="copyright">LCF/Otter </span>
Die ersten Jahre fand das Festival in der Kirche in Lech statt. LCF/Otter

Im Pandemiesommer 2020, in dem man mit großem Aufwand eine Sonderausgabe anbot, wechselte man von der in den ersten Festivaljahren bereits jeweils gut besetzten Kirche in den räumlich großzügig konzipierten Sportpark, wo man heuer noch einmal zeigt, dass die Akustik akzeptabel ist.  Das „Te Deum“ von Bruckner sowie die „Wanderer-Fantasie“ von Schubert/Liszt stellt sich unter diesen Gegebenheiten dennoch als Herausforderung dar. Einer solchen hatte sich das Orchester und der Chor in den vergangenen Jahren aber auch schon erfolgreich mit Opernausschnitten gestellt, die einiger Adaptierungen bedurften.

Festival-Auftakt mit der Trachtenkapelle Lech. <span class="copyright">LCF/Hurnaus</span>
Festival-Auftakt mit der Trachtenkapelle Lech. LCF/Hurnaus

Auffallend in der Programmgestaltung für den diesjährigen Sommer sind die Gegenüberstellungen, erklingt doch auch das „Te Deum“ in C-Dur von Haydn. Der Sakralmusik ist überhaupt ein größerer Programmteil gewidmet. Ausschnitte aus der Großen Messe in c-moll von Mozart, aus der Messe in Es-Dur von Schubert sowie aus dem Requiem von Mozart und Verdi werden unter anderem vom Schauspieler Joseph Lorenz kommentiert. Camilla Nylund übernimmt zentrale Partien und wird das Publikum auch mit dem „Agnus Dei“ von Mozart (aus der Krönungsmesse) und Beethoven (aus der Missa solemnis) konfrontieren. Als weitere Beispiele von Kompositionen für die katholische Liturgie wurden jene von Puccini und Bizet gewählt.

Veranstalterin Marlies Wagner bei der Eröffnung des Festivals, das 2021 im Zeichen von Beethoven stand. <span class="copyright">LCF/Hurnaus</span><span class="copyright"></span>
Veranstalterin Marlies Wagner bei der Eröffnung des Festivals, das 2021 im Zeichen von Beethoven stand. LCF/Hurnaus

Renommierte Solisten

Bemerkenswert ist die Liste der weiteren Solisten. So konnte mit Slávka Zámečníková ein junges Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper und eine Sopranistin gewonnen werden, die bereits in Berlin als Donna Anna gefeiert wurde. Peter Kellner ist in Wien für die Titelrolle in der Neuinszenierung von Mozarts „Le nozze di Figaro“ engagiert, deren Premiere noch im Frühjahr stattfindet.  Dalibor Karvay, Konzertmeister der Wiener Symphoniker, hat in Lech bereits weitere Fans gewonnen, seine Vivaldi-Interpretation vom letzten Sommer behielt man lange im Ohr. Heuer steht das Violinkonzert von Camille Saint-Saëns im Zentrum seiner Auftritte. Eine Vorgabe sozusagen für Pascal Deuber, den aus der Schweiz stammenden Solohornisten der Bayerischen Staatsoper, der mit Donizetti auf das Podium tritt und an sich einen Kanzonettenabend als gewagte unter den vielen Gegenüberstellungen eröffnet.

Sopranistin Camilla Nylund begeisterte bereits beim Festival im Jahr 2020. <span class="copyright">LCF/Flasaar</span>
Sopranistin Camilla Nylund begeisterte bereits beim Festival im Jahr 2020. LCF/Flasaar

Die Förderung junger Musikerinnen und Musiker ist Marlies und Franz Wagner im Rahmen ihres Arlberger Abenteuers ein Anliegen. Die Sopranistin Kazumi Yokoyama, Studierende an der Musikuniversität in Wien, war bereits in Sonderprojekten mit den Wiener Philharmonikern eingebunden und erhält zu ihrem Karrierestart nun in Lech ein Podium.

Das Festival ist aus privatem Engagement erwachsen und wie jede wertvolle Säule oder Bereicherung des Kulturangebots in der Region wird es dadurch charakterisiert, dass sich die Künstlerinnen und Künstler nicht in die Rolle eines Testimonials einer Veranstaltung gedrängt sehen, sondern als Botschafter der Musik auftreten.

„Unsere sechs Konzerte in einer Woche entsprechen normalerweise dem Abonnementprogramm eines Sinfonieorchesters.“

Marlies Wagner, Veranstalterin

Das Lech Classic Festival findet vom 31. Juli bis 6. August 2023 im Sportpark Lech statt.

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