Ein Selbstzweifler wird erwachsen

Kultur / 22.02.2023 • 16:57 Uhr
Der entscheidungsschwache Johannes (Thomas Stipsits) macht sich auf gen Süden. Filmladen Verleih
Der entscheidungsschwache Johannes (Thomas Stipsits) macht sich auf gen Süden. Filmladen Verleih

In “Griechenland” mit Stipsits liegen Melancholie und Komik nah beieinander.

Komödie Thomas Stipsits in „Griechenland“ – als Soloformat ein Erfolgsrezept, mit dem der heute 39-Jährige 2006 als Kabarettist durchstartete. „Griechenland“ lautet nun auch der Titel der neuen Kinokomödie des Umtriebigen. Mit dem einstigen Programm hat diese jedoch nichts zu tun. Stattdessen zeigt der Film das verspätete Coming-of-Age eines Mannes, der im heimatlichen Österreich als Verlierer abgestempelt ist und in der Ägäis seinen Frieden findet.

Stipsits ist der Wiener Hotelerbe Johannes, der unter der Knute seiner dominanten Mutter Christine (Mona Seefried), des nicht minder geschäftstüchtigen Vaters Friedrich (Erwin Steinhauer) und seiner Verlobten Julia (Katharina Straßer) steht. Erst ein Brief aus Griechenland rüttelt den in sich Gefangenen auf: Sein bis dato geheimgehaltener leiblicher Vater hat ihm auf einer griechischen Insel eine Immobilie hinterlassen. Kurzentschlossen macht sich der sonst so Entschlussscheue gen Süden auf.

Komplexe Lügenkonstrukte

Aber auch dort ist nicht alles eitel Sonnenschein. Johannes gerät zwischen die Fronten der Inselbevölkerung, scheinen doch Bürgermeister Ilias (Kostas Antalopoulos) und seine Gegenspielerin Rina (Claudia Kottal) ganz eigene Pläne mit dem Grundstück zu haben.

Sie verstricken den gutgläubigen Erben in komplexe Lügenkonstrukte. Letztlich ist es an Johannes, sein Leben nun selbst in die Hand zu nehmen und den eigenen Weg zu gehen. Im Drehbuch, für das Stipsits mitverantwortlich zeichnete, liegen somit Melancholie und Komik nah beieinander. Und tatsächlich fällt die Tonalität unter der Doppelregie von Eva Spreizhofer und Claudia Jüptner-Jonstorff stellenweise etwas dunkler aus als im handelsüblichen Kabarettfilm. Wenngleich nicht jede Szene auf Schlusspointe angelegt ist, dominiert aber der fröhliche Klamauk. „Griechenland“ ist mithin kein Ausbund an Subtilität, offeriert aber immer wieder charmante Sequenzen, für die ein Who‘s Who des heimischen Unterhaltungskinos sich die Klinke in die Hand gibt.

Griechenland oder der laufende Huhn

Regie Eva Spreitzhofer

Darsteller Thomas Stipsits, Claudia Kottal, Katharina Straßer, Erwin Steinhauer, Mona Seefried, Margarethe Tiesel, Andreas Vitásek

Start 23. Februar