Künstlerporträt über einen ikonischen Schauspieler

Lars Eidinger steht im Mittelpunkt der Dokumentation von Reiner Holzemer.
Doku Dem österreichischen Publikum ist Lars Eidinger vor allem durch seine Salzburger „Jedermann“-Inszenierung 2021/2022 bekannt. An der Schaubühne in Berlin sind sämtliche Vorstellungen mit ihm in der Hauptrolle laufend ausverkauft. Der Tausendsassa legt zudem gerne als DJ auf und lädt zu Ausstellungen mit seinen Fotografien und Skulpturen. In „Lars Eidinger – Sein oder nicht sein“ steht Eidinger selbst im Mittelpunkt einer Regiearbeit. Reiner Holzemer zeigt den Ausnahmekünstler in seiner Doku als emotionales Arbeitstier, Privates bleibt bis auf seine Leidenschaft zum Tennis, außen vor. So bekommt der Kinobesucher einen umfangreichen Einblick in die Theaterwelt am Stammsitz des Künstlers, der Schaubühne in Berlin. An der renommierten Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch berichtet ein ehemaliger Dozent, von einem eher zurückhaltenden, aber neugierigen Schüler.
Der deutsche „Jedermann“
Die Mitschnitte der Dokumentation entstanden in Salzburg. Die dortige „Jedermann“-Produktion zieht sich als roter Faden durch die gesamten eineinhalb Stunden. In diesen Szenen erkennt man die harte Arbeit hinter der Bühne, in der Eidinger sich als privilegierter deutscher Schauspieler sieht, dem die Rolle des „Jedermann“ anvertraut wurde. Ein Wutausbruch bei den Proben gehört zu den intensivsten und wichtigsten Szenen der Produktion. Mit ein paar Abstechern geht es in die Filmwelt, die respektvollen Lobeshymnen seiner Schauspielerkollegen, allen voran Isabelle Huppert und Juliette Binoche, lassen keinen Zweifel offen, sie wurden vom Eidinger-Virus infiziert. Bei einer Szene am Set der Miniserie „Irma Vep“ kann er in der Rolle eines drogensüchtigen Künstlers sprichwörtlich die Sau rauslassen, und das macht der bekanntlich besonders gut, wild und zügellos. Bei einer Pressekonferenz zeigt er sich emotional, vor laufenden Kameras kommen ihm die Tränen – ein multimedialer Shitstorm war die Folge.
Fazit: Holzemers Werk über einen der größten Schauspieler unserer Zeit ist vielleicht mit ein klein wenig zu viel Pathos gespickt – Tränen, Wutausbrüche und nicht vorhandenes Lampenfieber inklusive. Dennoch: Eidinger-Fans können sich 90 Minuten lang mit ihrem Idol verbunden fühlen. mik
„Lars Eidinger – Sein oder nicht sein“
Regie Reiner Holzemer
Darsteller Lars Eidinger, Juliette Binoche, Isabelle Huppert, Angela Winkler, Edith Clever, Verena Altenberger
Start 24. März im GUK-Kino in Feldkirch