Das Leben ist ein Spiel, mit Messer und Papier

Grazer Galerie Leonhard zeigt Arbeiten aus Tone Finks Oeuvre der letzten Jahre, aber auch Neues.
GRAZ Es wird ein guter Querschnitt aus Tone Finks Schaffen zu bestaunen sein. Beginnend bei seinen Unikat-Büchern, gefüllt mit einzigartigen Zeichnungen: „Von vorne bis hinten vollgezeichnet, einmal zu viel, einmal zu wenig, von reduziert narrativ bis übervoll!“, weiß der Künstler im Sprach- und Wortspiel festzuhalten. Der Maler lässt es gekonnt laufen, auf „barockisierte Augenweiden“ folgen zurückhaltende, reduzierte Motive, wo sich das Auge entspannen kann. Der Reiz liegt am Unikat, fast könnte man die Bücher Fink‘sche UnikARTe benennen.
Wachsbilder
Aber das Leben findet nicht nur zwischen zwei Buchklappen statt. In der Grazer Ausstellung sind auch Bilder, die auf handgeschöpftem Himalaya-Papier entstanden sind, zu sehen. Da das Papier eher cremefarben ist, war es für Fink reizvoll, auch mit weißer Farbe zu arbeiten. Was gibt’s nun zu sehen? „Bilder im zeichnerischen Fink-Stil, schön erzählerisch, tänzelnd, sinnlich bis erotisch, eine ziemlich haarige Angelegenheit“, so der Maler erfreut. Dazu darf das Grazer Publikum sich über Wachsbilder freuen: Das Konglomerat ist eine Mischung aus Paraffin, Kolophonium und Bienenwachs. Damit wird „gespachtelt, gepinselt und gepudelt“, es hat etwas Organisches, „hautig, körperlich, samtig fein“, so der Bregenzerwälder Künstler.
Die dritte Sorte an Bildern sind Acrylbilder, „skulpturale Leinwandbilder, die ins Musterartige und Ornamenthafte gehen. Eintönig, hellweiß bis beige, Bilder, die zum Tasten und Berühren reizen.“ Die Bilder haben etwas Reliefartiges, um diesen Zustand zu erreichen, bedient sich Fink diverser Acrylpasten, getupft, geschichtet und geschliffen. Das Resultat sind noppige, schwere Bilder: „Krokodilhäutige, animalisch anmutende, fast knöcherne Abbildungen“, mit viel Farbe aber nicht bunt, sondern von hell bis dunkel reicht die Palette.
Schönheit und Verletzlichkeit
Weltpremiere in Graz erleben reliefartige, inszenierte Bilder, wo es so richtig schön an die Sache geht. Hierfür werden fünf Blatt Papier lose zusammengeklebt und mit zwei Stanleymessern, in jeder Hand eines, zerschnitten, genau so, dass ein Blatt noch ein Blatt bleibt. Danach werden die rhombenartigen Dreiecke, die dabei entstehen, mit Acrylfarbe zusammengespachtelt. Sie verwandeln sich zu einer reizvollen, neuen reliefartigen Welt. Zeitlose Schönheit geht hier Hand in Hand mit einer gewissen Verletzlichkeit. „Es ist ein Spiel mit dem Papier, es wird gesplittert, die komplette Zerstörung wird inszeniert, und dann wird wieder zur Reparatur angesetzt“, so der Vorarlberger Künstler.
Ab dem 13. April in Graz zu sehen, werden sie nächsten Sommer ein Teil in der großen Tone-Fink-Schau im Bregenzer Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis sein, wo zu Ehren des Künstlers zu seinem 80er eine Werkschau gezeigt wird. MAW