Zwei Star-Solisten räumten ab

Kultur / 17.04.2023 • 20:40 Uhr
Das Arpeggione-Orchester trat unter Dirigent Evandro Matté in großer Besetzung auf. Fritz Jurmann (3)
Das Arpeggione-Orchester trat unter Dirigent Evandro Matté in großer Besetzung auf. Fritz Jurmann (3)

Gitarrist Alexander Swete und Oboist Christoph Hartmann gaben den Ton an.

HOHENEMS Versprochen hatte Intendant Irakli Gogibedaschwili für den zweiten Abend seiner Arpeggione-Konzerte eine „Fiesta Brasiliana“. Ein solches Fest, bei dem man am liebsten mitgetanzt hätte, wurde es dann zwar nicht, denn Brasilianer haben eben andere Vorstellungen von tanzbarer Musik. Die vorgestellten, bei uns wenig populären Werke aus europäischen, afrikanischen und indigenen Elementen, wie sie Ulrike Neubacher in ihrer Präsentation liebevoll vorstellte, blieben als zeitgenössische Musik des 20. Jahrhunderts trotz ihrer Rhythmik für das Publikum doch sperrig und schwer verständlich. Dafür wurden die Zuhörer im Palast durch die Leistungen zweier Star-Solisten entschädigt, die zu Abräumern wurden, einer besser als der andere, und einander auch in Virtuosität, Musikalität und Temperament nichts schenkten.

Dirigent Evandro Matté

Da ist der aus Hörbranz stammende Gitarrist Alexander Swete, der trotz seiner knappen 60 Jahre die ewige Jugend gepachtet zu haben scheint und 1998 als Leiter einer Gitarrenklasse an der Wiener Musikuniversität angedockt hat. Zuvor führten ihn Wettbewerbserfolge und Tourneen in einer weltweiten Solokarriere auch nach Südamerika, wo er sich den besonderen Sound der spanischen Flamenco-Gitarre aneignete und ihn nun authentisch auch in den Rittersaal transportiert.

Als Vorlage dient ihm das Konzert des bedeutenden Heitor Villa-Lobos, dem er vor allem in der großen Kadenz, aber auch im engen Dialog mit dem Orchester die traumhaftesten Farben und Wendungen entlockt. Dabei scheint er auch in vertrackten technischen Anforderungen wie verwachsen mit seinem Instrument und entlockt ihm mit großer Ruhe und Überlegenheit immer wieder neue, sanglich weich geerdete Akkorde und Melodien.

Swete reißt auch das gut aufgelegte Arpeggione-Orchester richtig mit, spornt es zu intensivem Miteinander an und weiß sich auch eins mit dem jungen Dirigenten Evandro Matté. Dieser erhielt das südamerikanische Feeling durch seine Herkunft wohl schon über die Muttermilch und legt am Pult ein glänzendes Debüt hin, umsichtig, straff und elegant in seinem Auftreten.

Nicht minder ereignisreich dann die erste Begegnung mit Christoph Hartmann, dem weitum gerühmten Solo-Oboisten der Berliner Philharmoniker. Für das Oboenkonzert von Antonio Pasculli über Themen aus Verdis „Sizilianischer Vesper“ driftet das Programm für einmal ab in die Modeerscheinung eines großen Virtuosenkonzertes aus dem Italien des 19. Jahrhunderts.

Hartmann übernimmt dabei auf seiner Oboe die Rolle der Primadonna, die ihre Koloraturen abfeuert, überschlägt sich dabei wieselflink in Variationen und Umspielungen über Verdis eingängigen Opern-Schluchzer und bringt diesen gemeinsam mit Arpeggione klangschön und effektvoll zur Wirkung. Seine auch im Jazz übliche Zirkular-Atmung verschafft ihm dabei scheinbar endlos genügend Luft. Ein fröhlicher Jubelschrei des Publikums ist seine Belohnung.

Eingerahmt werden solch solistische Bollwerke im Programm wie erwähnt durch brasilianische Originalmusik, im diesmal mit Bläsern groß besetzten Orchester klingt sie bei Joaquin Turinas „L’oracion del Torero“, dem „Gebet des Toreros“, im spanischen Paso-doble-Rhythmus leicht schräg wie mexikanische Mariachi-Bands. Besonders hübsch zum Abschluss die verschiedenfarbigen Clips zum Film „Villa Rica“, komponiert von dem 1993 verstorbenen Camargo Guarnieri. Dessen Tochter spielt im Bratschenregister mit und freut sich über den Erfolg mit der Musik ihres Vaters.

Christoph Hartmann an der Oboe.
Christoph Hartmann an der Oboe.
Der Hörbranzer Alexander Swete.
Der Hörbranzer Alexander Swete.

6. Mai, 19.30 Uhr, Rittersaal Palast Hohenems – „Seelenträume“, Dirigent Robert Bokor