Fragiles Alpenglühen

Kultur / 21.04.2023 • 18:18 Uhr
Die Ausstellung SilvrettAtelier Montafon 2022 ist bis zum 12. Mai im Bildraum Bodensee zu besichtigen. VN/AMA
Die Ausstellung SilvrettAtelier Montafon 2022 ist bis zum 12. Mai im Bildraum Bodensee zu besichtigen. VN/AMA

SilvrettAtelier Montafon 2022 stellt im Bildraum Bodensee aus.

Bregenz 2022 fand das SilvrettAtelier zum 13. Mal statt. Die Künstlerinnen trafen sich vom 20. August bis zum 3. September im Bergrestaurant Nova Stoba, um dort ihre künstlerischen Ideen umzusetzen und auszuformulieren. Diese Form eines biennal wiederkehrenden Kunst-Symposiums im Hochgebirge ist einmalig und hat sich längst in der Kunstszene etabliert. Mastermind und Projektleiter war erneut Roland Haas, in Kooperation mit dem Kunstforum Montafon präsentiert der Bildraum Bodensee die in der atemberaubenden Hochgebirgs-Szenerie entstandenen Werke und Projekte erstmals in einer umfangreichen Ausstellung.

Das Künstlerpaar Eggert/Ricklefs zeigt ein knapp 15-minütiges Video, das sehr stark an Stanley Kubriks „The Shining“ (1980) angelehnt ist. Mit diesem Film begann der Durchbruch der Steadicam/Handkamera, die auch hier zum Einsatz kam. Die Nova Stoba menschenleer. Gezeigt wird eine unheimliche Atmosphäre. Leere, vollbestückte Küche, Vorratsräume, die eingedeckten Tische für das Frühstück, die ausgestopften Murmeltiere auf dem Kachelofen, dann und wann ein kleines rotes unbemanntes Plastikauto, das wie von Zauberhand fährt.

Mastermind Roland Haas

Eva-Maria Lopez präsentiert Fotos und Fotogramme. Auf einer grünen Bergwiese breitet sich ein weißes Leintuch aus und darauf sind ein Paar Ski zu sehen. Mit dem gleichen Material (weißes Linnen) baut sie auf einem Servierwagen den „schneebedeckten“ Gipfel der Heimspitze nach.

Roland Haas bedeckt einen Teil des Ausstellungsbodens mit abgebrochenen Schneestangen, die von seiner Skulptur „Ring of Glory“ (2020) stammen, die leider 2021 zerstört worden ist, und widmet dieser eine Acrylarbeit, die quasi jenen Zustand zeigt, in dem er sie damals zerstört an irgendeinem Abhang vorgefunden hat.

Der Frankokanadier Marc-Alexandre Dumoulin präsentiert in seinen Ölmalereien Freunde, Landschaften und sich selbst; die Beziehung von Mensch und Natur und die Suche des Menschen nach seiner Stellung in der Natur sind wiederkehrende Themen in seinem Werk.

Ähnlich auch Maria Hanl, die weniger an Zuständen interessiert ist als vielmehr an den stetigen Veränderungen, wie in ihrem einfühlsamen Video „In die Landschaft zeichnen“ zu sehen ist. In ihrer Arbeit „Zusammenführung, temporär“ (2023) werden verschiedenste Fundstücke von ihr auf einer Tischplatte aufgelegt. Wunderbar auch ihre Texte dazu: „Abgefüllte Alpenluft ist ein Exportschlager, sie stärkt das Immunsystem“.

Mit einer ganz anderen Klinge zeichnet wiederum Roland Haas seine „Steemennli“ (2022/23) und vor allem sein Video dazu. Darin zerschlägt er mit einer Schneestange eines dieser Steinmännli, die ursprünglich als Wegweiser im Gebirge gedacht sind, von Touristen aber immer mehr als „Ich war auch hier“-Stelen missbraucht werden und somit ihrer Funktion als Wegweiser verlustig gehen.

Eindrucksvolle Arbeiten

Fragiles wird von Katharina Anna Wieser präsentiert. „Equilibres III“, also „Gleichgewichte/Ausgewogenheit“, so heißt eine ihrer Arbeiten. Diverse Gegenstände aus der Nova Stoba werden auf dem Boden so angeordnet, dass sie sich gegenseitig im Gleichgewicht halten.

Lukas Troberg visualisiert eine konzeptionelle Konstruktion mithilfe von Wörtern, Linien und Formen. „How dare you talk about an eternal sun“, diese Wörter in Schwarz kaum sichtbar auf einem schwarzen Streifen abgebildet.

Last but not least Hannes Egger mit seiner eindrucksvollen Videoarbeit „Avalanche Trigger“ (2022), in der er einen Stapel Teller über eine Kellertreppe sausen lässt sowie seinen mit Plastik eingeschweißten 4 Tablets, auf denen jeweils ein Bleistift, eine getrocknete Kuhflade, ein Stein und das Cover eines Katalogs zu sehen ist – „Granit“ (2022). TSH