Philipp Preuss beim Berliner Theatertreffen

Berlin Das Berliner Theatertreffen gehört zu den renommiertesten Bühnenfestivals. Eingeladen werden jedes Jahr zehn bemerkenswerte Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Heuer waren von 12. bis 28. Mai die beiden Burgtheater-Produktionen „Zwiegespräch“ und „Die Eingeborenen von Maria Blut“ mit dabei. Auch zwei weitere Theaterschaffende aus Österreich haben es mit ihren Produktionen in die Auswahl geschafft: Die Choreografin Florentina Holzinger war mit „Ophelia’s Got Talent“ und der Vorarlberger Regisseur Philipp Preuss mit seinem Dessauer „Hamlet“ eingeladen.
Seine Interpretation des „Hamlet“ spielt an einem Ort, an dem psychotische Fantasien blühen. Hier wird Hamlet verdoppelt und alle Figuren haben leblose Doppelgänger. Diese Adaption stellt Fragen über die ideologische Oberfläche der Gesellschaft und die Unterscheidung zwischen Wesen und Erscheinung. Sie enthüllt die Paranoia, die in einer Gesellschaft herrscht, die von ideologischem Konsens beherrscht wird. Am Ende wird die grausame Welt des Psychotikers, die Preuss in seinem „Hamlet“ darstellt, als unsere eigene interpretiert. In dieser Welt kann man nicht einfach fliehen, was sie besonders beängstigend macht. Der Betrachter wird dazu gebracht, die Zeichen des drohenden Zusammenbruchs und der zunehmenden Entfremdung von der Realität zu erkennen.
Schnittstelle der Kunst
Preuss arbeitet seit 2001 als freier Regisseur. 2005 wurde er mit seiner Inszenierung von Georg Büchners „Dantons Tod“ am Schauspiel Frankfurt zum Festival Radikal Jung nach München eingeladen. Da viele seiner Projekte an der Schnittstelle von bildender und darstellender Kunst angesiedelt sind, hat er an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen. 2003 erhielt er den Preis der Internationalen Bodenseekonferenz für Bildende Kunst und 2007 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für seine Inszenierung von Henrik Ibsens „Hedda Gabler“ (Theater Dortmund, 2006). Seit der Spielzeit 2019/20 ist er künstlerischer Leiter des Theaters an der Ruhr in Mülheim.
Alfred-Kerr-Darstellerpreis
Der gebürtige Niederösterreicher Dominik Dos-Reis ist beim Berliner Theatertreffen mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis ausgezeichnet worden. Er erhielt den mit 5000 Euro dotierten Preis für seine schauspielerische Leistung in der Inszenierung „Kinder der Sonne“ in der Regie von Mateja Koleznik. VN-AMA