Henkel nach Haneke: Triumph der “Liebe”

Kultur / 31.07.2023 • 22:28 Uhr
„Liebe (Amour)“ nach Michael Haneke feierte eine umjubelte Premiere im Salzburger Landestheater.  APA/BARBARA GINDL
„Liebe (Amour)“ nach Michael Haneke feierte eine umjubelte Premiere im Salzburger Landestheater.  APA/BARBARA GINDL

„Liebe (Amour)“ ist noch sechsmal in Salzburg zu sehen.

salzburg Am Sonntagabend feierte Karin Henkel mit der Bühnenadaption von Michael Hanekes Film „Amour“ bei den diesjährigen Salzburger Festspielen einen großen Schauspielerfolg.

Die preisgekrönte Aufführung erweiterte das filmische Kammerspiel zu einer tiefgründigen Betrachtung von Liebe, Leid, Tod und Sterbehilfe.
„Amour“ verdankte seinen mit der Goldenen Palme und einem Oscar gekrönten Erfolgslauf sehr konkreten Umständen: Dem ungekünstelten und direkten Spiel zweier herausragender Darsteller, die heute beide nicht mehr leben, und der Inspiration Hanekes durch die Konfrontation mit einer ähnlichen Situation, als seine Tante ihrem Leben ein Ende setzen wollte, weil es nicht mehr lebenswert war.
Henkel setzte gekonnt Realismus ein, um die Absurdität des gesellschaftlichen, medizinischen und technischen Umgangs mit dem Sterben zu verdeutlichen.

In Muriel Gerstners abstraktem Raum mit Schwarz-Weiß-Kontrasten entfaltete sich Hauptdarsteller André Jung als Georges, ein pensionierter Musikwissenschaftler, der mit Liebe und Opferbereitschaft konfrontiert wird und die Erlösung im gemeinsamen Ende sucht.
Katharina Bach verkörperte Anne, die Frau von Georges, nicht allein, sondern wurde von Tänzerin Joel Small und einem kleinen Mädchen unterstützt. Henkel baut auch einige „Experten des Alltags“ ein, die von ihren eigenen Erfahrungen mit Krankheit und Tod erzählen. In diesen Momenten ist es totenstill im Theater.

In diesen Momenten wird auch Henkel konkret – und gibt der oft sehr theoretisch geführten Debatte um Sterbehilfe ganz konkrete Gesichter. Von jenen, die selbst wieder ihren Lebenswillen gefunden haben. Und von jenen, die ihre Freunde oder Kinder gehen lassen mussten.
Karin Henkel zeigt in „Liebe (Amour)“ die Macht des Theaters, indem sie leichtfüßig die Stilmittel mischt und gleichzeitig das Thema todernst nimmt.

Langer, anhaltender Applaus für einen außergewöhnlich intensiven Abend.