Am besten weiterfahren

Eine Mischung aus Krimi und psychologischer Studie.
Roman Ein Pärchen, Luisa und Melvil Hammett, sucht während eines Sizilien-Urlaubs Entspannung und findet genau das Gegenteil. Die Stimmung ist von Anfang an angespannt, es steht nicht zum Besten in der Ehe der beiden. Bei der Fahrt auf einer Nebenstraße im Regen und bei schlechter Sicht rammen sie mit ihrem Mietauto ein „Hindernis“. Anstatt anzuhalten und nachzusehen, fahren sie weiter, irgendwohin, wo sie die Nacht verbringen können, denn zum Hotel schaffen sie es nicht mehr. Zwei Tage später melden die Zeitungen, dass nach jener Nacht ein Kind tot am Straßenrand gefunden worden war. Es hatte sich von einem Flüchtlingslager entfernt und sich auf die Nebenstraße begeben. Waren sie es, die das Kind überfahren haben? Gegenseitige Vorhaltungen, gegenseitiges Beruhigen, die Angst, doch entdeckt zu werden, abgelöst von der Annahme nicht gesehen worden zu sein – Luisa und Melvil absolvieren ihr Urlaubsprogramm weiter, aber jeder Moment ist ab nun ausgefüllt damit, nicht zu wissen, was wirklich passiert ist. Die Reise wird eine Flucht vor der eigenen Verantwortung und vor allem eine Flucht vor der Polizei, die überraschend schnell die Spur der beiden Touristen gefunden hat. „Taormina“ von Yves Ravey ist eine Mischung aus Krimi und psychologischer Studie. Der französische Autor präsentiert nach „Die Abfindung“ eine dunkle perfide Geschichte über einen Protagonisten, der sich derart überheblich und realitätsverweigernd verhält, dass man ihn beim Lesen gerne anschreien oder gar ohrfeigen würde. Es endet mit einer makabren Pointe, aber bitter-böse. CRO
Taormina, Yves Ravey, Liebeskind Verlag, 112 Seiten