Zwei Musiktheater-Premieren zum Saisonabschluss

Kultur / 10.08.2023 • 21:09 Uhr
Im Kornmarkttheater feiert „Werther“ Premiere, auf der Werkstattbühne wird „Die Judith von Shimoda“ uraufgeführt. Bregenzer Festspiele/Anja Köhler
Im Kornmarkttheater feiert „Werther“ Premiere, auf der Werkstattbühne wird „Die Judith von Shimoda“ uraufgeführt. Bregenzer Festspiele/Anja Köhler

„Werther“ von Jules Massenet und „Die Judith von Shimoda“ von Fabian Panisello.

Bregenz Mit zwei Musiktheater-Premieren gehen die Bregenzer Festspiele 2023 in die Schlussphase ihrer diesjährigen Saison. Am 14. August hebt sich im Kornmarkttheater der Vorhang für eine außergewöhnliche Aufführung: Das Opernstudio der Bregenzer Festspiele präsentiert Jules Massenets Meisterwerk „Werther“. Unter der musikalischen Leitung von Claire Levacher stellen sich junge, talentierte Sängerinnen und Sänger des Opernstudios der Bregenzer Festspiele der Herausforderung, dieses emotionale und anspruchsvolle Werk auf die Bühne zu bringen.

Charlottes Schmerz

Die Regisseurin Jana Vetten hat sich entschieden, einen neuen Blick auf Goethes Briefroman zu werfen und dabei vor allem die Figur der Charlotte in den Vordergrund zu stellen: „Werther ignoriert die Bedürfnisse von Charlotte, bezeichnet diese Ignoranz als Liebe. Ich werde mich mit Charlottes Schmerz, ihrem Weiterleben stark beschäftigen“, so die deutsche Regisseurin beim zweiten Pressetag der Festspiele am Donnerstagvormittag.

Die musikalische Leiterin Claire Levacher lobt Massenets Musik als „sehr intim“, das Stück sei wie geschaffen für junge Sänger und ein kleines Theater. Die beiden Darsteller Kady Evanyshyn (Charlotte) und Raul Gutierrez (Werther) berichteten von einem intensiven Erarbeitungsprozess.

„Es ist eine Rolle, die jeder Tenor singen will“, schwärmte Gutierrez. Das Stück sei eine große Herausforderung und eine große Chance für sie, so Evanyshyn, die vor allem beim Meisterkurs mit Fassbaender „sehr nervös“ war, schließlich ist die „Charlotte“ ihre Paraderolle.

Blackbox als Freiraum

Am 17. August wird „Die Judith von Shimoda“ des argentinischen Komponisten Fabian Panisello uraufgeführt. Die Oper basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Bertolt Brecht. Die Inszenierung der Koproduktion mit der Neuen Oper Wien übernahm kurzfristig Carmen C. Kruse, die musikalische Leitung liegt bei Walter Kobera. Die Werkstattbühne biete als große Blackbox einen Freiraum, der unterschiedliche Zugänge zu zeitgenössischem Musiktheater ermögliche, so Intendantin Sobotka. Das Stück passe perfekt zu „Butterfly“, da es eine Auseinandersetzung mit anderen Aspekten der Oper ermögliche.

Respekt, Ernsthaftigkeit, Humor

Kobera betonte, dass sein Haus sozialkritische Stücke in einer zeitgemäßen Klangsprache präsentiere und einen Stoff, „der uns betrifft“. Das Stück um die junge Japanerin Okichi, die sich in einer diplomatisch heiklen Situation um einen amerikanischen Konsul kümmert und dafür geächtet wird, handelt davon, wie es einer Heldin nach ihrer Heldentat ergeht. „Einerseits gibt es Ähnlichkeiten mit dem Stoff von Madame Butterfly, andererseits setzt sich Judith von Shimoda intensiver mit den Auswirkungen von Patriarchat und Geschlechtergewalt auf die gesamte Gesellschaft auseinander und behandelt das Thema mit Respekt, Ernsthaftigkeit und Humor. Und auch das Ende ist anders“, so die Kärntner Regisseurin Kruse.

Interessante Orchesterbesetzung

Hauptdarstellerin Anna Davidson genoss nach eigener Aussage die Freiheit, ihre Figur als Erste entdecken zu dürfen. Trotz der schwierigen Rolle sprach sie von einem „kreativen Vergnügen“. Kobera wies vor allem auf die interessante Orchesterbesetzung hin. Panisello habe unter anderem Bläser, Akkordeon, Schlagzeug und E-Gitarre, Keyboards für Spracheffekte und Elektronik eingesetzt, um ein „klingendes Raumtheater“ zu schaffen.

Mit dem Symphonieorchester Vorarlberg am letzten Festspielsonntag und Brass Appassionato am kommenden Sonntag stehen zudem zwei Orchestermatineen auf dem Programm.

Beim Spiel auf dem See stirbt Madame Butterfly in der Inszenierung von Andreas Homoki noch acht Mal den Bühnentod, bevor das überdimensionale Blatt Papier für immer im Bodensee verschwindet. In einigen Kategorien sind noch Karten erhältlich. VN-AMA