125. Geburtstag von Peggy Guggenheim

Kultur / 25.08.2023 • 14:40 Uhr
Peggy Guggenheim, hier zwischen zwei Bildern von Jackson Pollock, würde am Samstag ihren 125. Geburtstag feiern.<span class="copyright">AP Photo/Jerry T. Mosey, File</span>
Peggy Guggenheim, hier zwischen zwei Bildern von Jackson Pollock, würde am Samstag ihren 125. Geburtstag feiern.AP Photo/Jerry T. Mosey, File

Mäzenin und bedeutende Kunstsammlerin: Eine Hommage an eine Kunstikone.

Venedig Guggenheim. Der Name klingt Kunstfreunden wie Musik in den Ohren. Zuerst denkt man da an Solomon R. Guggenheim und seinen Olymp der modernen Kunst in New York – das 1960 eröffnete gleichnamige Museum am östlichen Ende des Central Parks. Aber auch seine Nichte Peggy stand ihm in puncto Förderung der modernen Malerei in nichts nach. Als eine der wenigen Frauen des 20. Jahrhunderts schaffte sie es, als Mäzenin und bedeutende Kunstsammlerin in die Geschichte einzugehen. Ihr Haus am Canal Grande in Venedig, in dem Meisterwerke von Miro bis Max Ernst ausgestellt sind, gehört zum Pflichtprogramm beim Besuch der Lagunenstadt.

Peggy Guggenheim in Marseille im Jahr 1937.   <span class="copyright">Wikipedia</span>
Peggy Guggenheim in Marseille im Jahr 1937. Wikipedia

Peggy Guggenheim wurde am 26. August 1898 in New York City geboren und wuchs in einer wohlhabenden Familie auf. Ihr Vater ertrank 1912 beim Untergang der Titanic und hinterließ seiner damals 13-jährigen Tochter eine halbe Million Dollar.

Peggys Vater kam 1912 beim Untergang der Titanic ums Leben.  <span class="copyright">Wikipedia</span>
Peggys Vater kam 1912 beim Untergang der Titanic ums Leben. Wikipedia

Die Eigenschaften, welche die amerikanische Millionärin zum Erfolg führten, brachte MoMA-Gründungsdirektor Alfred H. Barr Jr. einmal auf den Punkt: “Mut und Visionen, Großzügigkeit und Demut, Geld und Zeit, ein ausgeprägtes Gefühl für historische Bedeutung und ästhetische Qualität”, schreibt er der Exzentrikerin im Vorwort zu ihrer Autobiografie “Ich habe alles gelebt” zu. Bis zu ihrem Tod soll sie fast jeden Tag ein Bild gekauft haben.

Eingang zur Peggy Guggenheim Collection im Palazzo Venier dei Leoni vom Canal Grande aus, vorn Marino Marinis Skulptur L’Angelo della Città.   <span class="copyright">Wikipedia</span>
Eingang zur Peggy Guggenheim Collection im Palazzo Venier dei Leoni vom Canal Grande aus, vorn Marino Marinis Skulptur L’Angelo della Città. Wikipedia

Ihre Sammelaktivitäten im großen Rahmen hatte sie 1938 in London aufgenommen. Die Schwierigkeiten waren jedoch gewaltig, da zu jener Zeit nichtgegenständliche Kunst – auf die Peggy ihr Augenmerk richtete – nicht gerade als Verkaufsschlager galt. Unterstützung fand sie bei Avantgardekünstler Marcel Duchamp. Zentrum der modernen Kunst war zu jener Zeit aber eher Paris als London – weshalb sie sich bald an die Seine aufmachte, wo sie Kontakte mit später bedeutenden Künstlern aufbauen konnte. Duchamp sollte auch hier nicht fehlen: “Er war ein hübscher Normanne und glich einem Kreuzritter. In Paris wollten alle Frauen mit ihm schlafen”, bemerkt sie in ihrer Autobiografie.

"Der keusche Joseph" (Chaste Joseph, 1928), ein Bild von Max Ernst, der großen Liebe von Peggy.  <span class="copyright">AP Photo/Keystone,Georgios Kefalas</span>
"Der keusche Joseph" (Chaste Joseph, 1928), ein Bild von Max Ernst, der großen Liebe von Peggy. AP Photo/Keystone,Georgios Kefalas

Auch Peggy Guggenheim lebte nicht als Einsiedlerin: Zu Beginn der 20er-Jahre heiratete sie in Paris den Künstler Lawrence Vail und bekam zwei Kinder. Die Ehe hielt sieben Jahre. Anschließend wurden der Kunstbegeisterten zahlreiche Affären nachgesagt. Süchtig sei sie gewesen, sagen Biografen: Süchtig nach Kunst und Männern. 1941 heiratete sie schließlich ihre große Liebe, den Surrealisten Max Ernst. Das Paar zog nach New York, um Peggys Kunstsammlung vor dem Zweiten Weltkrieg in Sicherheit zu bringen und gründete eine Galerie mit dem Namen “Art of This Century” (Kunst dieses Jahrhunderts). In besonderem Maße förderte Peggy in dieser Zeit Jackson Pollock, der bald zum bekanntesten Vertreter des “Action Painting” avancierte.

Lee Krasner und Jackson Pollock.  <span class="copyright"> AP Photo/Pollock-Krasner House and Study Center</span>
Lee Krasner und Jackson Pollock. AP Photo/Pollock-Krasner House and Study Center

In der Peggy-Guggenheim-Kollektion in Venedig ist Pollock heute ein ganzer Raum gewidmet. Der Palazzo Venier dei Leoni, der das Museum in der Lagunenstadt beherbergt, stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, wurde jedoch nie ganz fertiggestellt – ihm fehlt schlicht der zweite Stock.

Das Haus der Peggy Guggenheim Collection in Venedig, vom Canal Grande aus gesehen.  <span class="copyright">Wikipedia</span>
Das Haus der Peggy Guggenheim Collection in Venedig, vom Canal Grande aus gesehen. Wikipedia

“Palazzo non finito” (unvollendeter Palast) nennen die Venezianer den Bau liebevoll. In ihm sind Werke unter anderem von Picasso, Dalò, Magritte, Kandinsky und Tanguy ausgestellt. Zeitzeugen zufolge ließ sich Peggy allabendlich mit ihren Schoßhündchen per Gondel zu dem weiß getünchten Haus zurückfahren. Sie hatte es 1951 erworben.

Peggy Guggenheims Grab in ihrem Garten.  <span class="copyright">Wikipedia</span>
Peggy Guggenheims Grab in ihrem Garten. Wikipedia

Auf eigenen Wunsch wurde die Asche der Amerikanerin in ihrem Garten am Canal Grande beigesetzt, zwischen ihrem geliebten Marmorthron und den noch mehr geliebten Hunden. Auf dem Grabstein steht schlicht: “Hier ruht Peggy Guggenheim. 1998-1979”.