Ein Filmfest, das weniger glänzt

Wegen des Hollywoodstreiks dürfte die Stardichte dünner sein.
VENEDIG Dem Filmfestival Venedig steht wegen des Hollywoodstreiks eine mutmaßlich stararme Ausgabe bevor. Vor dem Start am 30. August ist noch unklar, welche Filmgrößen nach Italien reisen. Zu den Stars, die kommen wollen, gehören Sofia Coppola, Adam Driver, Jessica Chastain oder Penélope Cruz. Der deutsche Regisseur Timm Kröger, der im Wettbewerb mit seiner österreichischen Koproduktion „Die Theorie von allem“ vertreten ist, blickt seiner Anreise unterdessen vorfreudig entgegen.
Sein Thriller mit Burgtheater-Ensemblemitglied Jan Bülow in einer Haupt- und dem Salzburger Georg Breitfuß in einer Nebenrolle ist in Schwarz-Weiß gehalten. Er spielt in den 1960er Jahren und erzählt von einem Physikkongress in den Schweizer Alpen, bei dem mysteriöse Dinge geschehen.
22 Filme im Wettbewerb
Neben „Die Theorie von allem“ im Wettbewerb sind heuer 22 Beiträge im Rennen um den Goldenen Löwen. Darunter sind mit Filmen von Sofia Coppola, David Fincher oder Michael Mann Beiträge namhafter US-Filmemacher. Zahlreiche Stars wirken in den Wettbewerbsbeiträgen mit. Darunter Emma Stone, Willem Dafoe, Michael Fassbender oder Tilda Swinton. Schon abgesagt hat Bradley Cooper, der im Wettbewerbsfilm „Maestro“ über den Komponisten Leonard Bernstein die Hauptrolle spielt und auch Regie geführt hat.
Die mehr als 11.000 gewerkschaftlich organisierten Drehbuchautoren streiken in den USA seit Anfang Mai. Seit Mitte Juli haben sich zudem Zehntausende Mitglieder der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA angeschlossen. Filmteams können allerdings bei der Gewerkschaft Interimsvereinbarungen beantragen, um etwa Promo für ihre Filme zu machen. Das sei für die Wettbewerbsfilme „Dogman“ und „Ferrari“ (Michael Mann) gelungen, berichtete das US-Branchenmagazin „Variety“. Damit kämen etwa Adam Driver und Penélope Cruz nach Venedig – sie spielen in „Ferrari“ mit.
Voraussichtlich würden auch die Teams von „Bastarden“ (Regie: Nikolaj Arcel), „Priscilla“ von Sofia Coppola und „Memory“ von Michel Franco nach Venedig kommen, so eine Festivalsprecherin. Dann könnten Filmfans auf der Lido di Venezia unter anderem Mads Mikkelsen, Jessica Chastain und Peter Sarsgaard erwarten.
Umstrittene Filmemacher
Außer Konkurrenz laufen heuer Werke zweier umstrittener Filmemacher. Woody Allen kommt mit dem Pariser Beziehungsdrama „Coup de Chance“ nach Venedig. Allens Spätwerk wird von früheren Missbrauchsvorwürfen überschattet. Seine Adoptivtochter Dylan Farrow wirft ihm vor, sie als Siebenjährige missbraucht zu haben. Allen hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen, ein Gericht gab ihm vor Jahrzehnten weitgehend recht.
Auch der neue Film von Roman Polanski wird in Venedig gezeigt. „The Palace“ ist eine schwarze Komödie, die in einem Schweizer Luxushotel spielt. Seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung haben mehrere Frauen Polanski des sexuellen Missbrauchs vor allem in den 70er-Jahren beschuldigt. Vorwürfe, die er bestreitet. In den USA läuft seit über 40 Jahren ein Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs gegen den heute 90-Jährigen. Auch Polanskis letzter Film lief 2019 in Venedig – und gewann dort den Großen Preis der Jury.