Kunscht und komische Geräusche aus Heinrichs Sägewerk

Kultur / 17.09.2023 • 19:23 Uhr
Rosi Spezial sind frisch, wild und voll mit alemannischer Komik.Natali Glisic
Rosi Spezial sind frisch, wild und voll mit alemannischer Komik.Natali Glisic

Schwarzach Mit „Frei Jass“, der ersten Extravaganz auf „Katza Jazz“, wird jene Sorte fiebriger Unrast frei, mit der Pollok seine Gemälde gemalt oder Burroughs die Cut-up-Technik angewandt hat. Der elfminütige Eklektizismus ist aber – wie der Rest des Albums – mit viel Humor und einem „Saxophönle“ ausgestattet. Warum? Weil das Sägewerk vom Heinrich seit dem frühen Morgen um halb sechs ein komisches Geräusch macht. Oder anders ausgedrückt: Rosi Spezial manövrieren jenseits der Norm.

Wäre „Katza Jazz“ ein Museum, so wäre „Frei Jass“ jene Klanginstallation gleich beim Eingang links, welche Kulturtouristen ein Fragezeichen in die Stirn graviert und zum Weitergehen drängt. Psychedelic-Jazz ist halt nichts für Jedermann. Auf „Hundeholz“ geht es danach gleichermaßen „arty“ und doch ganz anders weiter.

Andersartig also stampft der Beat stramm zur gewürgten Gitarre. Hörspielelemente ergänzen die Darbietung. Der Furor kennt nur ein Ziel: Die tonale Vernichtung von Hundeholz. In zwei Minuten ist alles gesagt. Erzählt wird auf Vorarlbergisch. Hinter dem Arlberg scheint somit der Exotenbonus fix. Aufgrund kompositorischer Eskapaden und instrumentaler Finessen sicher auch davor.

„Ratzaköpfle“ erstreckt sich dann über 10 Minuten, entwickelt sich vom sphärischen Erlebnis zur rhythmischen Extase: Repetitiv, etwas unheimlich und für Freigeister wahrscheinlich zum Robot Dance geeignet. „Sure Kätzle“ beginnt mit einer falschen Fährte, auf die wir gelockt werden sollen. Das hell klingende, wunderbar poppige Gitarrenriff wird vor seiner Entfaltung abrupt abgeschnitten und von einer avantgardistischen Dampfwalze überrollt, die der Nummer jegliches Hitpotenzial nehmen soll. Purer Sarkasmus.

Auf den Leim gegangen

Die Falle schnappt erbarmungslos zu. Die Enttäuschung, der Band auf den Leim gegangen zu sein, ist genauso groß, wie die zerstörte Hoffnung auf ein lauwarmes Poplied zur Entspannung zwischen den virtuosen Finten auf diesem Album. Auf „In Walked Evi“ erlebt man zum Schluss noch einmal das freie Improvisieren der vier Katzaköpf aus dem Ländle.

„Katza Jazz“ ist frisch, wild und mit alemannischer Komik versetzt. Ein Katzenklo wurde zwar schon einmal ins Zentrum der deutschsprachigen Populärmusik gerückt, im vorliegenden Fall jedoch wird das öffentliche Interesse vorhersehbar an der Peripherie der Popkultur hängen bleiben. Der Klamauk ist absurder. Die Arrangements versatiler. Das Album erscheint am 29. September beim Label Voller Sound. TON