Hinterhäuser zu Jedermann

Kultur / 23.10.2023 • 18:21 Uhr
Intendant Markus Hinterhäuser verteidigt die Entscheidung. APA/FRANZ NEUMAYR
Intendant Markus Hinterhäuser verteidigt die Entscheidung. APA/FRANZ NEUMAYR

SALZBURG Der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, hat die Absetzung der jüngsten “Jedermann”-Inszenierung nach nur einer Spielzeit verteidigt. “Das ist keine frivole Entscheidung”, sagte er am Montag. Wie am Vortag bekannt wurde, ist nächstes Jahr in der ersten Saison unter der neuen Schauspielchefin Marina Davydova eine Neuproduktion geplant. Das Ensemble um Hauptdarsteller Michael Maertens wird ausgetauscht. Der Star des Wiener Burgtheaters äußerte sich am Sonntag “überrascht und verwundert”, dass er die prestigeträchtige Rolle nicht wie vereinbart zumindest auch nächstes Jahr verkörpern werde. Er habe einen Zwei-Jahres-Vertrag gehabt und sei überdies gebeten worden, die heuer von ihm erstmals gespielte “Jedermann”-Rolle auch 2025 und 2026 zu spielen. Regisseur Michael Sturminger hatte im Sommer seine bereits dritte Inszenierung des traditionellen “Spiels vom Sterben des reichen Mannes” in Salzburg präsentiert. Nach sieben Jahren sei es legitim, dass sich die Festivalleitung gemeinsam mit Davydova für eine Neuproduktion entschieden habe, sagte Hinterhäuser. “Wir haben eine wirklich profunde Analyse der letzten Jahre vorgenommen. Das war für uns alles andere als einfach und durchaus schmerzlich, und uns ist auch vollkommen klar, dass diese Entscheidung für die bisher Beteiligten ebenfalls schmerzlich ist”, sagte er.

Während der Intendant nicht auf die Gründe eingehen wollte, sagte Davydova der Tageszeitung “Der Standard”, dass die gemischten Publikumsreaktionen, negative Rezensionen und der Blick auf künftige Kartenverkäufe eine Rolle gespielt hätten. Manche Kritiker hatten Jedermann Maertens und Valerie Pachner als Buhlschaft und Tod gelobt, aber teilweise Sturminger für seine Interpretation des Stoffes als Klima-Endzeit-Drama gescholten.

Hinterhäuser betonte, man werde die vertraglichen Vereinbarungen gegenüber Maertens und dem Rest des Teams korrekt abwickeln. Wer nächsten Sommer den “Jedermann” inszeniert und verkörpert, wurde vorerst nicht bekanntgegeben.

Michael Sturminger

Regisseur Michael Sturminger “Nach gemeinsamen sieben Jahren hätte ich mir eine andere Art von Abschied gewünscht.” Er werde die Staffel natürlich “gerne weitergeben, hoffentlich an eine weibliche Regisseurin, allerdings hätte ich so menschlich enttäuschende Umstände dabei nicht erwartet”.