Das Schwere leicht werden lassen

Kultur / 06.11.2023 • 20:05 Uhr
Das Ensemble „fünf&fünf“ besteht aus fünf Sängern beziehungsweise Sängerinnen und fünf Instrumentalmusikern. BI
Das Ensemble „fünf&fünf“ besteht aus fünf Sängern beziehungsweise Sängerinnen und fünf Instrumentalmusikern. BI

Uraufführung des Liederzyklus „novembrig“ nach Texten von Elsbeth Maag im TAK in Schaan.

SCHAAN Begeisterte Zustimmung gab es am Wochenende im TAK in Schaan für die Uraufführung des Liederzyklus „novembrig“ nach Texten von Elsbeth Maag, die von dem renommierten Komponisten, Chorleiter und Organisten Ulrich Zeitler als Auftragswerk für das Ensemble „fünf&fünf“ vertont wurden. „Ulrich ist seit vielen Jahren ein guter Freund von mir. Es war mir immer bewusst, sollte ich einmal eine Komposition benötigen, dann wende ich mich an ihn“, betonte der Werdenberger Ingenieur, Unternehmer und Kulturförderer Alois Bischof, dessen Herzensprojekt eben das „novembrig“ ist. Und er freute sich: „Es ist ein großartiges Werk geworden. Der Gedichtzyklus beginnt mit dem Wissen über unsere Vergänglichkeit, dann folgt die Erinnerung an das Leben und führt schließlich hin zum Tanz.“

Werden und Vergehen

„Womöglich ist der Tod ganz klein, eine kleine weiße Wolke“, zitierte Elsbeth Maag einen Vers aus ihrem Gedicht „Womöglich“, eins ihrer neun vertonten Gedichte. Die 79-jährige Lyrikerin aus Buchs ist in Vorarlberg keine Unbekannte, vor einigen Jahren gewann sie den Feldkircher Lyrikpreis. In dem nunmehr vertonten Gedichtzyklus beschreibt sie das Natürliche des Sterbens und des Todes als selbstverständliches Stadium im immerwährenden Prozess von Werden und Vergehen. In anschaulichen Bildern nähert sich die Dichterin diesem oftmals verdrängten Thema auf behutsame, aber auch ermutigende Weise an.

Ihre Gedichte zeugen von einer großen poetischen Kraft, es ist eine sehr konzentrierte Lyrik mit einem hohen Grad an Präzession. Die bildhaften Beschreibungen beginnen im Physikalischen und enden sodann im Metaphysischen. „Novembrig“ wurde von ihr ursprünglich im Dialekt geschrieben und zu einem späteren Zeitpunkt auf Anregung von Alois Bischof ins Hochdeutsche übersetzt: „Die Übersetzung ist mir leichtgefallen, denn es war ja bereits meine Lyrik. Dennoch hat es sich für mich als Glücksfall entpuppt, in Ulrich jemand gefunden zu haben, der schlichtweg ein Perfektionist ist und mir bei der Suche nach noch passenderen Worten geholfen hat.“

Besonderer Klangkosmos

Ulrich Zeitlers Komposition passt kongenial zu diesen Gedichten und deren Reichtum an Farben und Bildern. Aus diesem vielschichtigen Themenkomplex entstand ein ganz besonderer Klangkosmos, der das Schwere leicht werden lässt. Die musikalische Vielseitigkeit des Komponisten führt dabei zu einer nuancenreichen, unverwechselbaren und doch nicht zu fassenden Klangsprache. Das Ensemble „fünf&fünf“ besteht – dem Namen entsprechend – aus fünf Sängern beziehungsweise Sängerinnen und fünf Instrumentalmusikern.

Standing Ovations

Der Trompeter Christian Sonder­egger ist einer davon: „Es ist eine spannende Instrumentalisierung, die nicht oft zu hören ist. Wir bieten heute keinen Mainstream, sondern Lyrik in der richtigen Umsetzung. Ich finde das Projekt vor allem auch deshalb spannend, weil es eine musikalische Mischung aus klassischen Elementen und Aspekten aus der Pop- und Rockmusik bildet.“ Schon beim ersten Gedicht „wer ruft“ wurde das Publikum unmittelbar in den Sog dieser einzigartigen musikalischen Arrangements gezogen. Im Laufe des Konzerts kam es zu einer sich stets steigernden Einheit zwischen den Instrumentalisten sowie den Sängern und Sängerinnen. Das höchst konzentriert zuhörende Publikum bedankte sich am Ende mit anhaltenden Standing Ovations. BI