Die Bretter, die den Katza Jazz bedeuten

Kultur / 07.11.2023 • 19:23 Uhr
Schiemer, Wollmann und Blassnig im Interview. Per Handybild dabei: Michael Naphegyi. VN/Prock
Schiemer, Wollmann und Blassnig im Interview. Per Handybild dabei: Michael Naphegyi. VN/Prock

Die Vorarlberger Band Rosi Spezial versucht im VN-Interview ihre Musik zu erklären.

Wien Quizfrage: Welche Band schafft es, dass 100 Konzertbesucher in Wien grölen: „Rasamäher fürre, Rasamäher zruck“? Antwort: Rosi Spezial, eine Vorarlberger Gruppe, die nicht Ländle-Band genannt werden will. Mit „Katza Jazz“ haben Michael Naphegyi, Georg Wollmann, Michael Blassnig und Lukas Schiemer kürzlich ihr neues Album veröffentlicht. Die VN trafen drei der vier zum Interview vor ihrer Release-Party in Wien.

 

Warum feiert eine Vorarlberger Band ihre Release-Party in Wien?

Wollmann Wien ist die größte Vorarlberger Stadt!

Schiemer Wir leben alle in Wien.

Wollmann Aber es wird auch ein zweites Release in Vorarlberg geben. Wir spielen am 9. Dezember im Graf Hugo in Feldkirch.

 

Wenn ihr eueren Musikstil beschreiben müsst: Wie tut ihr das? Wie lautet euer Genre?

Wollmann Ich würde es als … Free … Jazz … Rock bezeichnen. Mundart Free Jazz Rock.

Blassnig (Lacht.) Wenn die Begriffe von Georg schon weg sind, würde ich noch „freie Impro“ ergänzen.

Schiemer Eine Mischung aus Trash, Pop, Free Jazz und Improvisation.

 

Ihr habt das Album ja improvisiert aufgenommen. Also einfach drauflosgespielt. Wie viel Konzept steckt im Album und wie viel in den Gigs?

Wollmann Das ist unterschiedlich. Manche Impros wachsen und entwickeln sich, hinter anderen steckt mehr Konzept. Auf dem neuen Album haben wir mehrere Impro-Songs und uns überlegt, wie wir das live machen.

Schiemer Wir kommunizieren uns gegenseitig Bilder, die uns einfallen an der Stelle, an der wir gerade sind. Der Song „Frei Jass“ geht in den Bildern über einen ganzen Tag. Er startet in der Früh und endet in der Nacht. Bei der Aufnahme haben wir völlig frei improvisiert.

Blassnig Damit versuchen wir, den Bogen von der Impro, die uns gelungen ist, in ein Konzept zu fassen, um es live ähnlich hinzubekommen. Es geht nicht eins zu eins. Aber so, dass man es wiedererkennt.

Wollmann Wir haben zuerst improvisiert und erst danach darüber gesprochen.

Blassnig Bei den Auftritten hängt es von der Zeit ab. In der poolbar hatten wir nur eine halbe Stunde Zeit, da waren wir weniger random.

Schiemer Da spielen wir dann die Bretter. Das sind unsere Songs mit einer klaren Form. Die Hits. Die nennen wir Bretter. Wenn wir keine Zeit haben, spielen wir hauptsächlich Bretter.

 

Euer größter Hit ist „Am sunntig blibsch nüchtern!“. Sucht ihr wieder so einen Erfolg?

Blassnig Ja … nein … Das kann man mit Nein beantworten.

Wollmann Ich habe eher sogar das Gefühl, dass manchmal ein kleiner Widerwille herrscht, diese Nummer zu spielen (lacht).

Schiemer Es wäre schön, wenn es passiert, aber wir sind nicht auf der Suche. Wir versuchen immer, ein paar Bretter zu schaffen. Aber man hat es nicht im Sack.

Wollmann Mir ist jetzt unser Genre eingefallen! Bretter und Impro (lacht).

 

Welches sind die Bretter auf dem neuen Album?

Blassnig „Hundeholz“ und „Sure Kätzle“.

 

Was ich noch fragen wollte: Habt ihr für euer Lied „A saftiges Fax“ wirklich Kommentare aus dem Forum von vol.at aufgesprochen?

Blassnig Ja, Michi hat sie 1:1 aufgesprochen. Das war sehr lustig (lacht). Ist aber schon ewig her.

 

Ihr habt gesagt, euer aktuelles Album ist eigentlich eine EP. Wann kommt denn ein richtiges Album?

Blassnig Stimmt EP eigentlich bei unserer Spiellänge?

Schiemer Von der Länge her ist es ein Album. Von der Trackzahl eine EP, es sind fünf Songs. Es ist also eigentlich ein kurzes Album (lacht). Einfach nur eine Momentaufnahme von dem, was uns in Laterns eingefallen ist. Wenn es uns wieder reißt, dann machen wir wieder eines. 

 

In der poolbar habt ihr vor Helge Schneider gespielt. Von welcher Band wolltet ihr immer schon einmal Vorgruppe sein?

Schiemer Eh bei Helge Schneider. Das hat für uns gepasst wie die Faust aufs Auge. Auch wenn wir mit ihm leider Backstage nicht ins Gespräch gekommen sind. Als Vorband von Helge! Das ist schon gut.

Blassnig Besser könnte es eigentlich nicht passen. Er ist ein unfassbares musikalisches Genie.

Schiemer Nicht nur musikalisch. Er ist ein Geschichtenerzähler und unfassbar komisch.

 

Die Vorgruppe von der EAV seid ihr aber nicht geworden.

Alle: (Gelächter.) OOOHHH! Die Wunde!

Blassnig Es ist dann in Rankweil leider spontan nichts geworden. Es wäre lustig gewesen.

Schiemer Ich möchte noch einmal etwas zum Album sagen.

 

Nur zu.

Schiemer Was für mich sehr relevant ist, ist das Gefühl, dass es „back to the roots“ geht, also dass es wie am Anfang ist. Bei „Alles ist alles“ waren wir sehr ambitioniert, auch etwas Ernsteres reinzubringen, mit mehr Gesellschaftskritik und durchdachten Texten. Wir haben viel Arbeit investiert und nicht die Resonanz bekommen, die wir uns gewünscht haben. Das neue Album „Katza Jazz“ kommt jetzt wieder genau auf das zurück, wie es zuvor war.

Blassnig Ein bisschen naiv, ein bisschen aufnehmen, worauf wir Lust haben, gar nicht viel überlegen, wie es sein könnte. Sondern einfach bamm!

 

Wäre „Katza Jazz“ ein Genrename für euch?

Schiemer Jaaa!

Blassnig Eigentlich schon, ja.

Wollmann Wie wärs mit Katzen-Bretter? (Lacht.)

 

Wir wird man eigentlich der Barkeeper eurer Band?

Wollmann Wir haben bei jeder Probe einen anderen (lacht).

 

Wie ist denn die Idee entstanden, bei Konzerten einen Barkeeper mit auf die Bühne zu nehmen?

Blassnig Das war die Idee von Michi. Er hat gesagt, er will einen Barkeeper. Und wir haben gesagt: okay (lacht).

Schiemer Es war so in Richtung performatives Gesamtkunstwerk, wir hatten ja auch eine Malerin, die live gemalt hat. Und eben einen Barkeeper.

Blassnig Und der ist geblieben, weil du auf der Bühne gerne danebensitzst.

Schiemer Genau (lacht).

 

Sollen wir jetzt noch über Politik reden?

Alle lachen.

Blassnig Nein, lieber nicht.

„Die Hits nennen wir Bretter. Wenn wir keine Zeit haben, spielen wir hauptsächlich Bretter.“