Zum Sehen geboren

Teilweise noch nie gezeigte Werke von Leopold Fetz sind im Druckwerk/Lustenau zu sehen.
Am 15. November 1915 wurde Leopold Fetz geboren und heuer würde der Künstler seinen 108. Geburtstag begehen. Dies nahmen sein Sohn Hermann Fetz und der Leiter des Druckwerk Lustenau, Primin Hagen, zum Anlass, wieder einmal Werke, u. a. solche, die noch niemals ausgestellt waren, unter dem Titel „Leopold Fetz – Wiederbesuch“ zu präsentieren. Es ist eine kleine, aber feine Schau geworden, Portraits, Landschaftsmalereien, Skizzenbücher, Übermalungen, Holzschnitte, Stillleben.

Tobias G. Natter bezeichnete Leopold Fetz einmal als den „Nestor“ der Vorarlberger Malerei. Damit meinte er nicht ausschließlich nur das hohe Alter (97 Jahre), mit dem der Künstler gesegnet war, sondern auch die Qualität und Kontinuität seines künstlerischen Werkes. Fetz, 1915 in Reuthe im Bregenzerwald geboren und seit 1954 in Bregenz wohnhaft, war Zeit seines Lebens den Menschen und der Landschaft des Bregenzerwaldes verbunden, davon zeigen in der Ausstellung im Druckwerk nicht nur verschiedenste Varianten seiner geliebten Mittagspitze oder der Talabschluss des Kerbtals mit Hochgletscher und der Braunarlspitze, davon zeugen auch viele außergewöhnliche Portraits, u. a. das Bildnis des Künstlerkollegen und Bildhauers Herbert Albrecht von 1950 (Öl auf Jute).

Oper Salome
Besonders bemerkenswert waren jene mit Kugelschreiber und Bleistift ausgeführten Bewegungsstudien zur Oper Salome von Richard Strauss, die Leopold Fetz im Opernhaus Zürich damals unter der Leitung von Claus Helmut Drese in einer Inszenierung von Jorge Lavelli und der musikalischen Leitung von Ralf Weikert am 20. Februar 1986 gesehen hat. Auf einer unscheinbaren Ausstellungsliste (Namen verschiedener Künstler und Verkaufspreise) hat er mit Kugelschreiber die expressiven Bewegungen Salomes skizziert sowie auch auf Papier mit Bleistift. Es sind dies wunderbare Studien zum legendären Tanz der Salome, die durch ihren erotischen Touch das Herz von Herodes Antipas dazu bewegen konnte, ihr das Haupt des Täufers zu schenken (auf Zuflüsterung ihrer Mutter Herodias). Wie wir wissen, forderte sie für ihre Darbietung den Kopf von Johannes dem Täufer, da dieser Herodes bzw. seiner 2. Frau Herodias, seine Schwägerin und Nichte zugleich, doppelten Ehebruch vorwarf.

33 Vorarlberger Autoren
Eine weitere noch bisher nie gezeigte Arbeit ist eine Fotocollage von 33 Autorinnen und Autoren aus Vorarlberg bzw. in Vorarlberg lebenden Schriftstellern, von Eugen Andergassen, Riccarda Bilgeri, Kurt Bracharz, Monika Helfer, Michael Köhlmeier, Ingrid Puganigg, Günter Salzmann, Max Riccabona, Klara Schwendinger und Ingo Springenschmid bis Elisabeth Wäger-Häusle. Diese Fotocollage wurde von Leopold Fetz teils mit schwarzem Filzstift übermalt. Ein historisches Dokument.

Leopold Fetz hat innerhalb der Vorarlberger Künstlerlandschaft eine kostbare Spur hinterlassen, eine deutliche, eine kräftige, gut erkennbare, wie auch die große Personale mit gut 160 Exponaten im Jahre 2015 im Palais Thurn & Taxis zu zeigen versuchte. Er war ein Vorreiter und Wegbereiter und vor allem zeichneten ihn sein Understatement und seine Bescheidenheit aus, zwei Tugenden, für die Leopold Fetz steht.
Leopold Fetz
Wiederbesuch
Druckwerk Lustenau
10.11.-01.03.2024
Geöffnet: Freitag 14-18 Uhr oder nach Vereinbarung