„Wenn Guntram spielt, denn goht ma!“

Guntram Simma feierte auch als Pensionist mit dem Collegium Instrumentale einen Triumph.
DORNBIRN Es hätte wohl keines besseren Beweises bedurft für die ungebrochene Popularität Guntram Simmas als Dirigent in seiner Heimatstadt als ein seit Tagen bis auf den letzten Platz ausgebuchtes Kulturhaus, was selten genug vorkommt. Am Sonntag war es bei Dornbirn Klassik wieder einmal so weit. Auch zehn Jahre nach seiner Pensionierung als Dornbirner Musikschuldirektor und höchst erfolgreicher Leiter seines Jugendsinfonieorchesters, der legendären „Simmaphoniker“, zog der heute 74-Jährige am Pult seines Collegium Instrumentale in gewohnter Überlegenheit wieder einmal alle Register, schlug seine Musiker ebenso in Bann wie das Publikum und zeigte eindrucksvoll, wo’s langgeht.

Guntram Simma, kantige Leuchtfigur im Dornbirner Musikleben, besitzt auch heute noch entsprechenden Rückhalt in der Bevölkerung: „Wenn Guntram spielt, denn goht ma!“ Seine Musiker, ehemalige Mitglieder seines Jugendorchesters oder Musiklehrer, kennen ihn und seine pädagogischen Tricks, mit denen er sie unverwandt auch heute noch auf Vordermann bringt. Sie sind ihm treu ergeben, bringen das Möglichste an musikalischer Qualität, Spielfreude und Klang ein für ein angenehmes Konzerterlebnis und zeigen sich auch in großer Besetzung mit über 60 Musikern inklusive gepanzertes Blech den Herausforderungen des Programms gewachsen.

FRITZ JURMANN
Und die sind in diesem Fall nicht ohne. Da ist gleich zum Start Beethovens heroisches Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur, das eine ganze Menge an Kraftentfaltung, Detailarbeit und lyrischem Schmelz einfordert. Dazu gesellt sich als international renommierte Solistin die serbisch-österreichische Pianistin Jasminka Stančul, die auch bei ihrem dritten gemeinsamen Auftritt Simma ebenso verbunden ist wie dem Orchester und eine glänzende Performance hinlegt. Ihre rauschenden Arpeggien in der Einleitung sind wie ein Zündfunke für eine höchst inspirierte Übereinstimmung mit Dirigent und Orchester, die sich im Mittelteil eine wunderbare lyrische Verschnaufpause gestattet, um dann das tänzerische Rondo umso übermütiger in den Saal zu setzen. Stančul zeigt in beidem gewohnte Meisterschaft mit fast schlackenloser technischer Überlegenheit und intensivem Ausdruck. Ihre Zugabe, die sie nur mit „Schubert“ ansagt, ist das Impromptu in As-Dur, das sie brillant in die Tasten tupft.

Spannend wie ein guter Krimi dann die Geschichte des folgenden Symphonischen Präludiums c-Moll von Anton Bruckner, das 80 Jahre als verschollen galt und von Guntram Simma für sein Collegium entdeckt wurde: „Ein echter, herrlicher Bruckner!“, wie er begeistert dem Publikum ankündigt. Tatsächlich kann das mit größter Sorgfalt aufgeführte feierliche Werk in seiner strengen Klarheit die Urheberschaft des Meisters von St. Florian nicht verleugnen.
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Ein anderes Schicksal erfuhr das letzte Stück, die Symphonische Dichtung „Les Préludes“ von Franz Liszt. Nachdem die Nazis das fanfarenartige Hauptthema daraus im Radio als Signal für Erfolgsmeldungen ihrer Truppen an der Front missbraucht hatten, wurde es nach dem Krieg jahrzehntelang nicht mehr aufgeführt. Guntram Simma: „Jetzt ist es hoch an der Zeit, angesichts der grauenvollen Kriege in der Welt dieses Werk wieder zu spielen!“ In der Tat wird diese Mischung aus kriegerischer Angriffslust und versöhnlicher Entspannung in einer exzellenten Wiedergabe für die Zuhörer zu einem aufwühlenden, berührenden Stück Hoffnung auf Frieden in dieser Welt. Es hat sich für seine vielen Freunde und Fans wieder einmal ausgezahlt, zum Simma zu gehen. Und niemand hat sein Kommen bereut.
FRITZ JURMANN
Nächstes Konzert Dornbirn Klassik: 4. Februar 2023, 19.30 Uhr, Kulturhaus Dornbirn – Kammerorchester Basel, Dirigent Giovanni Antonini, Solistin Sabine Meyer, Klarinette