Viel Aufregung und bittere Abschiede

Das Kulturjahr 2023 – ein kurzer Rückblick.
Schwarzach Die Anklage gegen den Burgschauspieler Florian Teichtmeister wegen des Besitzes zehntausender Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen sorgte monatelang für Aufregung: Die fristlose Entlassung am Burgtheater und die Absage aller TV-Engagements waren die unmittelbare Folge. Bei der Gerichtsverhandlung im September wurde Teichtmeister zu zwei Jahren Haft und Einweisung in eine forensisch-therapeutische Anstalt verurteilt, wobei dem 44-Jährigen sowohl die Haftstrafe als auch die Unterbringung zur Bewährung ausgesetzt wurde.
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Eine unerwartete Front zwischen Regie und Ensemble des “Jedermann” von 2023 und der Leitung der Salzburger Festspiele auf der anderen Seite tat sich im Herbst auf: Kurzfristig entschloss man sich für 2024 zur Ansetzung einer Neuinszenierung mit neuer Regie und Besetzung und kündigte Verträge und Verabredungen mit dem alten Team – worauf ein heftiger, öffentlich ausgetragener Disput über Stil- und Rechtsfragen entbrannte. Am Domplatz wird nun Robert Carsen dafür sorgen, dass Buhlschaft Deleila Piasko rechtzeitig ihren “Jedermann” Philipp Hochmair verlässt, ehe er geläutert das Zeitliche segnet.

Die heimische Kulturszene musste sich in diesem Jahr von einigen großen Namen endgültig verabschieden. So starben 2023 Publikumsliebling Peter Simonischek (76), Burgschauspielerin und “Kottan”-Gattin Bibiana Zeller (95) und Schauspielerlegende Helmut Berger kurz vor seinem 79. Geburtstag. Abschied nehmen hieß es zudem von Avantgardekomponist Friedrich Cerha (96), Medienkünstler Peter Weibel (78), der bis zuletzt das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien geleitet hat, und Maler Wolfgang Hollegha (94). Die Literaturszene wiederum wird den aus Bosnien stammenden Autor und Wahlgrazer Dževad Karahasan (70) vermissen, die Filmszene den großen Regisseur und früheren Filmakademie-Leiter Wolfgang Glück (94).

Auch eine Reihe internationaler Kulturgrößen verließen endgültig das Rampenlicht. US-Popstar Tina Turner (83) starb in ihrer Wahlheimat Schweiz, Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin (76) in ihrer Pariser Wohnung. Je 96-jährig verstummten US-Musiklegende und Bürgerrechtler Harry Belafonte und sein Landsmann Tony Bennett. Der britische Schlagersänger Roger Whittaker (87) und Italopopgröße Toto Cutugno (80) wurden ebenfalls zu Grabe getragen. Deutlich jünger, mit nur 56 Jahren, starb die jahrelang mit psychischen Problemen kämpfende irische Sängerin Sinead O’Connor.
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Mit dem britischen Rockgitarrist Jeff Beck (78) und US-Saxofonist Wayne Shorter (89) legten zwei stilprägende Musiker ihre Instrumente für immer beiseite. Die Film-, Fernseh- und Theaterwelt mussten von der italienischen Leinwandlegende Gina Lollobrigida (95), dem deutschen Publikumsliebling Elmar Wepper (79) und Regisseur und Intendant Jürgen Flimm (81) Abschied nehmen. Große Betroffenheit löste der Tod von “Friends”-Star Matthew Perry aus, der viele Jahre mit Drogensucht zu kämpfen hatte und 54-jährig verstarb. In der Literaturwelt wurden etwa der französisch-tschechische Schriftsteller Milan Kundera (94) und der deutsche Autor Martin Walser (96) betrauert.