Blasmusik vor 100 Jahren

Der Vorarlberger Blasmusikverband startet sein Jubiläumsjahr mit einem Rückblick.
RANKWEIL Wäre die Blasmusik im Land heute eine Firma, man würde ihr ungeschaut den Ruf als innovatives, modern strukturiertes Unternehmen mit hervorragendem Output und einem optimistischen Blick in die Zukunft attestieren. Das eben begonnene Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen des Vorarlberger Blasmusikverbandes soll all dies, verteilt über das ganze Jahr, in einer attraktiven Folge verschiedenster Veranstaltungen, Konzerte, Aufmärsche, Feste, Begegnungen und einer Ausstellung im vorarlberg museum unter dem Motto „tuten und blasen“ nachhaltig unter Beweis stellen.

Dieser heutige Stellenwert der Blasmusik im Land beeindruckt mit 8000 Blasmusikanten in 130 Kapellen nicht nur durch Quantität, sondern auch durch Qualität, auf die ebenso viel Wert gelegt wird. Eine Entwicklung, die freilich nur auf der Basis einer Verankerung in der eigenen Tradition erreicht und gefestigt werden konnte. So entbehrt es nicht einer gewissen Logik, dass man sich bei aller Festesfreude zunächst einmal der eigenen Vergangenheit besinnt und die Reihe dieser Veranstaltungen mit einem Blick in die Gründungszeit des Verbandes startet. Das ist eine Zeit, in der man noch vom „Vorarlberger Harmoniebund“ sprach und der Begriff „Harmonie“ auch eine ganz andere Bedeutung hatte als heute.

Im Rahmen des traditionellen Neujahrsempfangs am 17. Jänner im Vinomnasaal in Rankweil, der üblicherweise einer aktuellen Bestandsaufnahme des eigenen Leistungsvermögens und der künftigen Aufgaben gewidmet ist, wird es diesmal als historische Dokumentation die Begegnung mit den Klängen einer originalgetreu nachgestellten historischen Blaskapelle aus der Gründerzeit des Verbandes um 1924 geben, also wiederbelebte „Blasmusik vor 100 Jahren“ – nicht mehr und nicht weniger.

Unter dem Motto „Historisches Neujahrs-Concert“ musiziert unter der „persönlichen Leitung des hochlöblichen Herrn Capellmeisters Martin Degasper“ eine „Ersatzmusik des Vorarlberger Harmoniebundes“. Sie spielt auf Instrumenten in der alten, „hohen“ Stimmung Märsche, Walzer und Polkas vorwiegend aus dem Repertoire der Strauß-Familie oder altösterreichischer Militärkapellmeister, fachkundig „commentiert“ vom musikwissenschaftlichen Forscher und Militärmusik-Historiker Dr. Friedrich Anzenberger. „Solist auf dem Flügelhorne“ in Carl Michael Ziehrers Marsch „Der Vater des Regiments“ ist „Herr Alfons Degasper“.
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Rankweil ist übrigens auch geistiger Gründungsort des heutigen Verbandes, wo vor genau einhundert Jahren engagierte Blasmusiker den Zusammenschluss der damals 32 Blaskapellen des Landes zum „Harmoniebund“ anregten.

Das weitere Programm des Jubiläumsjahres ist meist schon bis ins Detail geplant. Dafür sorgt an der Spitze des Organisationskomitees Landesobmann Wolfram Baldauf aus Lochau. Er vollführt damit einen organisatorischen Kraftakt ohnegleichen, bevor er zum Ende dieses Jahres nach 21 Jahren als höchster Blasmusiker des Landes sein kräfteraubendes Amt abgibt. Zuvor hat er nichts weniger als den Anspruch, in einer Art Spiegelbild möglichst viele Bereiche des Blasmusikwesens im Lande abzudecken: „Wir wollen besondere Anlässe schaffen, etwas, das es in dieser Form und Größenordnung bisher bei uns nicht gegeben hat!“
Fritz Jurmann
100 Jahre Vorarlberger Blasmusikverband
VBV-Neujahrsempfang
Mittwoch, 17. Januar, 20 Uhr
Rankweil, Vinomnasaal
Konzert „Blasmusik vor 100 Jahren“
„Ersatzmusik“ des Vorarlberger Harmoniebundes
Leitung: Martin Degasper, Solist (Flügelhorn): Alfons Degasper
Moderation: Dr. Friedrich Anzenberger