Sprechende Töne, klingende Worte

„Klang & Raum“ feiert mit Philosophie und französischer Barockmusik.
Alberschwende Marcel Proust war überzeugt, dass Orte eine Seele haben. Daran erinnerte der Philosoph Peter Natter beim zehnten Konzert der Reihe „Klang & Raum“ in der „Taube“ in Alberschwende. Ganz sicher trifft das auf den Olga-Saal zu, der in seiner ländlichen Jahrhundertwendeeleganz den Rahmen für das Jubiläum der Reihe unter dem Motto „Ruhen und genießen“ bildete. Natter gelang es, in fünfundzwanzig Minuten konzentriert und mit Witz dem Publikum einige philosophische Fragen nahezubringen und drei Texte aus seinem Büchlein „33 philosophische Orte in Vorarlberg“ vorzulesen.

Gast war der norwegische Weltklasselautenist Thomas C. Boysen an Laute und Theorbe, die viel intimer klingen als ein klirrendes Cembalo. Im zweiten Concert Royal von François Couperin glänzte Angelika Gallez mit Eleganz und Schmelz auf der Traversflöte. Riesner überraschte in einer Suite von Marin Marais mit ihrem konzentrierten und feinsinnigen Spiel auf der Gambe statt wie gewohnt auf dem Cello. Heidrun Wirth-Metzler am Fagott verlieh einer Sonate von Besozzi Schwung und farbige Akzente. In ungezwungenen Einführungen wiesen die Solisten auf die Tücken ihrer Instrumente oder die Besonderheiten der Komponisten hin.
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So nach der Pause auch Boysen: Artensterben gibt es auch bei Instrumenten, und die Laute verschwand aus der höfischen Musik, nachdem Ludwig XIV. einen italienischen Gitarristen favorisierte. Nur ein kleiner Kreis von Enthusiasten in Paris spielte weiter die Laute. In einer Suite von verschiedenen Komponisten faszinierte Boysen mit seinem intensiven, differenzierten Spiel, das einen quasi in die verschwörerische Atmosphäre dieser Lautenzirkel versetzte.
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Vorher brillierte Angelika Gallez noch einmal in einer bewegten Sonate des Belgiers Antoine Mahaut. Wirth-Metzler und Riesner, nun am Cello, ließen im Dreizehnten Concert Royal von Couperin das ungewohnte Klangbild von zwei Bassinstrumenten lebendig werden. Als Kehraus vereinten sich alle in einem Allegro von Boismortier. Beschwingt von der tänzerischen Musik und mit manch interessantem Gedanken im Kopf dankte das Publikum begeistert für diesen wunderschönen Abend. Auf weitere Konzerte dieser musikalisch wie intellektuell so gehaltvollen Reihe kann man sich nur freuen.
Ulrike Längle