Ein feministischer Frankenstein-Spaß

Kultur / 17.01.2024 • 17:23 Uhr
Emma Stone liefert eine herausragende schauspielerische Leistung ab. ap
Emma Stone liefert eine herausragende schauspielerische Leistung ab. ap

Herausragende Emma Stone in einem humorvollen wie skurrilen Kinofilm.

Drama Yórgos Lánthimos hat sich mit Filmen wie „The Lobster“ oder „The Favourite“ längst eine Fangemeinschaft erarbeitet. Mit „Poor Things“ etabliert sich der Grieche aber wohl endgültig als Kultregisseur. Gemeinsam mit der famosen Emma Stone liefert er einen an Frankenstein gemahnenden Film, der mit einer satten Portion schwarzen Humors leichtfüßig von Feminismus, sexueller Selbstbestimmung oder auch den Grenzen der Wissenschaft erzählt.

Der Suizid einer hochschwangeren jungen Frau markiert nicht das Ende, sondern in diesem Fall den Beginn der Erzählung. Denn auf diesem Weg findet das Hirn des Ungeborenen in den Kopf der toten Mutter. Freilich nicht ohne das Zutun des Wissenschaftlers Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe), der kurz nach dem Suizid eine Operation vornimmt und so Bella Baxter (Emma Stone) kreiert. Bella, mit dem Hirn eines Säuglings und dem Körper einer erwachsenen Frau ausgestattet, stakst noch etwas ungelenk durch das große Haus, in dem auch Experimente wie Gans-Hunde oder Schweine-Hühner wohnen. Sie spricht wie ein kleines Kind, lernt aber unter den Augen des von ihr kurz „God“ genannten Wissenschaftlers und seines Assistenten schnell. Nicht zuletzt, weil unbändige Neugier sie antreibt. Diese lässt sie nicht nur die Freuden der Sexualität entdecken, sondern sich auch fragen, was außerhalb der eigenen vier Wände auf sie warten könnte.

Filmhighlight des Jahres

„Poor Things“ lässt in eine artifizielle Welt voller bunter Kostüme, alternativer Verkehrsmittel und spannender Musikinstrumente eintauchen. Neben dem großen künstlerischen Schauwert punktet der Film aber ganz speziell mit der skurrilen Handlung, die trotz viel Humor und nackter Haut nie ins Banale abzudriften droht. Es ist unschwer zu diagnostizieren: Mit „Poor Things“ hat sich Yorgos Lánthimos auch dank einer herausragenden Performance von Emma Stone erneut selbst übertroffen.

Den Goldenen Löwen für den besten Film bei den Filmfestspielen von Venedig hat der Grieche schon im Sack. Zweifellos eines der Filmhighlights des Jahres.

Poor Things

Regie Yórgos Lánthimos

Darsteller Emma Stone, Mark Ruffalo, Willem Dafoe, Ramy Youssef, Hanna Schygulla

Start 18. Jänner