Schweizer kaufte Haut von Flatz

Kultur / 09.02.2024 • 15:22 Uhr
"Ich bin froh, dass das ganze Werk bei einem Sammler landet und damit auch zusammenbleibt und auch wieder zusammen ausgestellt werden kann".   <span class="copyright">FLATZ</span>
"Ich bin froh, dass das ganze Werk bei einem Sammler landet und damit auch zusammenbleibt und auch wieder zusammen ausgestellt werden kann". FLATZ

Ein Sammler erwarb das gesamte Werk “Die Haut zu Marke tragen”.

München Eigentlich wollte der Vorarlberger Aktionskünstler Wolfgang Flatz am Donnerstagabend seine Haut samt Tätowierungen versteigern, einlösbar nach seinem Tod. Nackt auf der Bühne präsentierte er sich samt Tattoos den ca. 1.000 Gästen, die zur Benefiz-Auktion “To Risk One’s Own Skin” des Auktionshauses Christies in die Pinakothek der Moderne in München geströmt waren. Doch die Auktion fand nicht statt, da ein Sammler die gesamte Arbeit “Die Haut zu Marke tragen” en bloc erwarb.

Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne zeigt die Vielfalt von Flatz‘ künstlerischem Schaffen. <span class="media-container dcx_media_rtab" data-dcx_media_config="{}" data-dcx_media_type="rtab"> </span><span class="copyright">FLATZ</span>
Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne zeigt die Vielfalt von Flatz‘ künstlerischem Schaffen.  FLATZ

Details wurden nicht verraten. Nur so viel: Ein international tätiger Sammler aus der Schweiz habe die Tattoos als ungeteilte Werkgruppe erhalten wollen, teilte die Pinakothek mit. Wie viel lässt sich das der Käufer kosten? “Die Summe geht dich nichts an”, antwortete Flatz. “Aber es war ein Angebot, wo ich nicht nein sagen konnte, wo niemand nein gesagt hätte.” Das Geld soll unter anderem an die gemeinnützige Flatz Stiftung fließen, die junge Künstlerinnen und Künstler unterstützt.

13 Tätowierungen hat sich der 71-Jährige bisher stechen lassen.<span class="copyright">  Sepp Dreissinger</span>
13 Tätowierungen hat sich der 71-Jährige bisher stechen lassen. Sepp Dreissinger

Und noch etwas ist dem Dornbirner wichtig: “Ich bin froh, dass das ganze Werk bei einem Sammler landet und damit auch zusammenbleibt und auch wieder zusammen ausgestellt werden kann”. 13 Tätowierungen hat sich der 71-Jährige bisher stechen lassen. Eines davon hat er seinem Sohn versprochen, die zwölf anderen gehen an den Sammler, der bis zum Tod des Künstlers lebensgroße Fotografien erhält. Wenn Flatz stirbt, sollen seine Hautpartien vom Körper abgelöst, präpariert und hinter Glas in die Fotos eingesetzt werden – alles festgelegt in einem Testament.

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Doch noch ist der Wahlmünchner selbst das Gesamtkunstwerk – und präsentierte sich dem Publikum in der Pinakothek als solches. Im schwarzen Kimono betrat er die Bühne, löste den roten Gürtel und stand schließlich nackt da. Minutenlang verharrte er regungslos auf einer Scheibe, die sich langsam drehte und ihn von allen Seiten zur Schau stellte. “Aktion statt Auktion”, kommentierte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz und würdigte Flatz als Motor der Kunstfreiheit, der die Grenzen der Bildenden Kunst immer weiter herausgeschoben habe. Ausstellungskurator Bernhart Schwenk schätzt den Mut des Künstlers zu stören und zu verstören. Kunst werde immer mehr vereinnahmt, vom Kommerz, vom Kapital, von gesellschaftlichen und von politischen Strömungen. “Das ist gefährlich”, warnte Schwenk. “Denn wir wissen aus der Geschichte, dass gesellschaftliche Systeme, in denen Kunst instrumentalisiert oder verboten wurde, keine Zukunft haben oder eine Zukunft, in der wir alle nicht leben wollen.”