“Es war cool, Schauspieler zu treffen”

Kultur / 22.02.2024 • 17:26 Uhr
Viola Sophia Hornsmann unterhält sich mit Daniel Langbein, der mit ihr in Gebärdensprache kommuniziert.  <span class="copyright">©ManuelPaul/ZDF</span>
Viola Sophia Hornsmann unterhält sich mit Daniel Langbein, der mit ihr in Gebärdensprache kommuniziert. ©ManuelPaul/ZDF

Bei den “Toten vom Bodensee” spielen Viola Sophia, Laura, Sam Daniel und Arina aus Vorarlberg mit.

Bregenz “Die Toten vom Bodensee” ist eine deutsch-österreichische Krimiserie, die in Bregenz, Lindau und Umgebung gedreht wird. In Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Landeszentrum für Hörgeschädigte spielen im 19. und 20. Fall der Krimireihe in beiden Folgen mehrere gehörlose und schwerhörige Kinder aus Vorarlberg und gehörlose Flüchtlingskinder aus der Ukraine mit.

Die Toten vom Bodensee
Laura Egender lernte im Landeszentrum für Hörgeschädigte (LZH )die Gebärdensprache. Landeszentrum für Hörgeschädigte

Viola Sophia Hornsmann: “Die Arbeit am Set und mit Lenas Team hat mir sehr viel Spaß gemacht, alle waren so nett und freundlich. Ich würde jedem empfehlen, Gebärdensprache zu lernen, weil es so eine tolle Möglichkeit ist, sich auszudrücken”. Laura Egender (10) besuchte bis vor einem Jahr den Kindergarten im Landeszentrum für Hörgeschädigte (LZH) und lernte dort die Gebärdensprache: „Es war etwas Neues und Besonderes, vor der Kamera zu stehen. So etwas erlebt man nicht jeden Tag. Es war cool, Leute/Schauspieler zu treffen, die man aus dem Fernsehen kennt. Die Dreharbeiten waren anstrengender als ich gedacht hatte, aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Aber ich war sehr froh über die Pause danach.

Die Toten vom Bodensee
Sams Oma ist gehörlos, weshalb er die Gebärdensprache zu sprechen lernte. Landeszentrum für Hörgeschädigte

Sam Gorbachs (9) Oma ist gehörlos und hat deshalb die Gebärdensprache gelernt: „Der erste Drehtag war ein bisschen anstrengend, weil er so lange gedauert hat. Der zweite Drehtag hat mir besser gefallen. Aber eigentlich fand ich alles sehr cool und die Leute waren auch nett.“

Die Toten vom Bodensee
Laura und Sam mit Lena Prassl, LZH Mitarbeiterin, beim Üben des Drehbuch-Textes in Gebärdensprache. Landeszentrum für Hörgeschädigte

Daniel Romanovych (9), Schüler der LZH-Schule, der mit seiner Familie aus der Ukraine geflohen ist: „Wir mussten viel warten, weil die gleiche Szene sehr oft gedreht wurde, aber es war cool, echte Schauspieler zu sehen, die später mit uns im Fernsehen sein werden.“

Die Toten vom Bodensee
Daniel Romanovych und Arina Yarmolenko mussten aus der Ukranie flüchten. Landeszentrum für Hörgeschädigte

Und Arina Yarmolenko (8), die ebenfalls mit ihrer Mutter aus der Ukraine nach Vorarlberg flüchten musste bestätigt: „Es war lustig. Ich musste vielfach denselben Satz gebärden, weil der Kameramann das immer und immer wieder sehen wollte. Aber alle waren so nett. Vor allem die Schauspieler. Sie haben uns nett begrüßt und versucht, mit uns in Gebärdensprache zu sprechen.“

Für Daniel Langbein war die Zusammenarbeit mit den gehörlosen Kindern eine prägende Erfahrung.  <span class="copyright">Tobias Ritz</span>
Für Daniel Langbein war die Zusammenarbeit mit den gehörlosen Kindern eine prägende Erfahrung. Tobias Ritz

Der Schauspieler Daniel Langbein, der in der Serie die Rolle des André Hoffmann spielt, fand es toll, dass die Gebärdensprache nicht nur Kommunikationsmittel, sondern auch als wesentlichen Bestandteil der Erzählung integriert wurde: “Wir behandeln ein Thema, das für gehörlose Menschen lebensbestimmend ist. Eine ungenaue Darstellung wäre nicht nur schwierig, sondern auch unfair”, so Langbein. Für ihn ist Authentizität ein unverzichtbarer Aspekt seiner Arbeit, die eine Brücke zwischen Kunst und Wirklichkeit schlägt.

Die Toten vom Bodensee
Die Toten vom Bodensee zählt zu den beliebtesten TV-Serien.©ManuelPaul/ZDF

Die Zusammenarbeit mit gehörlosen Kindern aus der Ukraine und aus Vorarlberg war für Langbein eine der prägendsten Erfahrungen während der Dreharbeiten. Die Kinder, die stets von Kommunikationsassistentinnen begleitet wurden, brachten eine neue Dimension der Kommunikation in das Projekt. Eine Szene, die Langbein besonders in Erinnerung geblieben ist, illustriert die spontane und verbindende Kraft der Gebärdensprache: „Für eine Szene zum Geburtstagsfest ‚unserer Tochter‘ hatten die Kinder und wir, die Eltern, uns um den Tisch versammelt. Der Ablauf der Szene und der Text, natürlich in Gebärdensprache, war allen klar. Mitten im Take bin ich an eine kleine Figur gestoßen, die zur Dekoration auf dem Tisch stand. Normalerweise eine schöne Gelegenheit, um einen Halbsatz zu improvisieren, das Missgeschick zu kommentieren. Aber mir fehlten die Vokabel. Ich wusste nichts zu sagen, war blank. Die Kinder haben gelacht, ich musste auch schmunzeln.“ Die Schauspieler wurden intensiv von gehörlosen Coaches, Taubendolmetscher und dem Landeszentrum für Hörgeschädigte Vorarlberg unterstützt, um die Gebärdensprache authentisch zu erlernen und anzuwenden. Diese Zusammenarbeit war nicht nur für die Darstellung auf der Leinwand von Bedeutung, sondern ermöglichte es den Schauspielern auch, eine Verbindung zur Gehörlosengemeinschaft aufzubauen. “Es ist ein schönes Gefühl, sich so zu verständigen”, reflektiert Langbein über den Lernprozess.

Die Toten vom Bodensee
Die Zusammenarbeit mit gehörlosen Kindern war für Langbein eine der prägendsten Erfahrungen während der Dreharbeiten. ©ManuelPaul/ZDF

Gebärdenkompetente Schauspielerinnen und Schauspieler können zur Verbreitung dieser schönen Sprache beitragen, aber eine noch größere Herausforderung wäre es, gehörlose Darsteller und Darstellerinnen für zukünftige Filmproduktionen zu finden. Langbein betont, wie die Gebärdensprache die Kommunikation intensiviert und die Beteiligten zwingt, sich gegenseitig Aufmerksamkeit zu schenken. “Wenn man mit Gebärden kommuniziert, muss man sich anschauen. Man ist sofort beieinander”.